Mutige Worte der Lehrerschaft
Ich danke den Lehrerinnen des Privatgymnasiums der Herz-Jesu-Missionare für den Mut, ihre Meinung zur Zentralmatura öffentlich kundzutun (Leserbrief vom 4. 9. 2015). Ich kann mich dieser Meinung nur anschließen und dachte eigentlich, dass sich viele Lehrer solidarisch erklären würden. Entweder war dies nicht der Fall oder diese Briefe wurden nicht veröffentlicht.
Ganz kurz möchte ich auf die im Brief erwähnte Rolle der Lehrerschaft als „Testvollstrecker“und „Anweisungsempfänger“von „unverständlichen Bewertungsrastern“eingehen. Ich unterrichte Englisch an einer BHS und bin damit ebenfalls dem „standardisierten“und vermeintlich „objektiven“Korrekturschema bei Schularbeiten und Abschlussprüfungen unterworfen. Das heißt, ich werde zum Beispiel bei einer Klasse mit 35 Schülern jeden der 70 Aufsätze (35 Schüler – aus organisatorischen Gründen ungeteilt, da ja dreistündige Schularbeit) an- hand der zirka 140 angeführten Kriterien bewerten müssen (zum Beispiel: Variiert die strukturellen Mittel sehr gut – Variiert die strukturellen Mittel gut – Verwendet eine gewisse Vielfalt an strukturellen Mitteln – Verwendet eine begrenzte Vielfalt an strukturellen Mitteln – Variiert die strukturellen Mittel kaum oder gar nicht).
Ich glaube, auch wenn man nicht mit der Korrektur von Schularbeiten vertraut ist, kann man sich vorstellen, dass diese Kriterien nicht wirklich für Objektivität sorgen, sondern eher den Zeitaufwand für Korrekturen unendlich in die Länge ziehen, ohne wirklich sinnvoll zu sein. Nach meinen Erfahrungen werden nach wie vor Aufsätze von unterschiedlichen Kollegen unterschiedlich bewertet. Es stehen also formale Kriterien im Vordergrund, Inhalte drohen tatsächlich in die Banalität abzurutschen.
Die Vermutung der Lieferinger Lehrerschaft, dass die Testformate „dem Vergleichbarkeitsfanatismus eines globalisierten Wirtschaftssytems“entsprungen seien, finde ich sehr interessant und durchaus vorstellbar. OStR. Mag. Eva Edhofer
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