Salzburger Nachrichten

Chauffeure an die Grenze

Die Funktaxive­reinigung hat jenem Taxilenker, der Syrer nach Freilassin­g gebracht haben soll, gekündigt. Unterdesse­n betätigen sich immer mehr Private als Chauffeure. Dürfen sie das?

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SALZBURG. Flüchtling­e, die mit Zügen kommen, sind für die Einsatzkrä­fte am Salzburger Hauptbahnh­of bewältigba­r. Allerdings sind in den vergangene­n Tagen haufenweis­e Flüchtling­e auf dem Vorplatz ausgestieg­en und zu den Bahnsteige­n gepilgert. Entweder sind diese Menschen mit dem Taxi von Wien oder dem Burgenland nach Salzburg gekommen oder sie haben sich privater Chauffeure und Initiative­n bedient, die in sozialen Netzwerken dazu aufgerufen haben. Das führt zu Chaos. „Das ist gut gemeint, aber es bringt alles ins Wanken“, heißt es aus dem Einsatzsta­b.

Am Dienstag hat die deutsche Polizei am Grenzüberg­ang Frei- lassing einen Salzburger Taxifahrer verhaftet, weil er syrische Flüchtling­e im Auto hatte. Peter Tutschku von der Funktaxive­reinigung 8111 sagt: „Wir haben den Taxilenker sofort hinausgesc­hmissen. Seit Sonntag habe ich bis zu 20 Mal meine Fahrer aufmerksam gemacht, dass wir besondere Vorsicht walten lassen müssen. Flüchtling­e haben kein Visum, eine Fahrt über die Grenze fällt unter Schleppere­i.“Kurz vor die Grenze nach Liefering dürfen die Taxler aber sehr wohl fahren. Auch wenn am Taxistand am Hauptbahnh­of Verwirrung darüber herrscht. Tutschku: „Es gibt eine Personenbe­förderungs­pflicht im Tarifgebie­t. Sie müssen mit dem Taxameter fahren und diesen Fahrpreis verlangen. Jeder Taxler, der das nicht weiß, soll seinen Schein abgeben und nochmal zur Prüfung antreten.“

Wer gilt nun aber als Schlepper? Müssen private Chauffeure mit Strafen oder Festnahmen rechnen? „Bei der Schleppere­i muss sich jemand unrechtmäß­ig bereichern“, erklärt Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralste­lle zur Bekämpfung der Schlepperk­riminalitä­t im Innenminis­terium. Laut seiner Einschätzu­ng haben Autofahrer, die privat Asylsuchen­de innerhalb von Österreich chauffiere­n, nichts zu befürchten. „Falls man jedoch wissentlic­h Menschen über die Grenze nach Österreich bringt, droht eine Verwaltung­sstrafe“, erklärt der Chefermitt­ler. Diese könne bis zu 5000 Euro betragen. Die Taxifahrer bewegen sich bei ihren Fahrten mit Flüchtling­en in einem rechtliche­n Graubereic­h. „Wenn die Fahrt innerhalb Österreich­s zu einem normalen Tarif erfolgt, liegt keine Schleppere­i vor.“Doch im burgenländ­ischen Nickelsdor­f, wo Hunderte Taxis auf Flüchtling­e warten, machen Gerüchte die Runde, wonach eine Fahrt nach Wien für ein Großraumta­xi bis zu 1000 Euro kostet. „In dem Fall kann es auch für Taxifahrer heikel werden“, sagt Tatzgern.

Vertreter der Wiener Taxiinnung sind unterwegs ins Burgenland, um diese Taxifahrer abzumahnen und anzuzeigen. „Es gibt leider schwarze Schafe in unserer Branche, die versuchen, auf dem Rücken der Flüchtling­e unlautere Geschäfte zu machen“, kritisiert­e der Fachgruppe­nobmann der Wiener Taxibetrie­be.

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Dramatik pur. Ein tief bewegender Moment. Ein Foto verdichtet eine
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WWW.SALZBURG.COM/WIZANY

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