Ein Bild und seine Geschichte
SALZBURG. Hauptbahnhof Salzburg. Dienstagvormittag. Der aus Kanada stammende, in Salzburg lebende Fotograf Bryan Reinhart kehrt dorthin zurück, wo er am Abend zuvor schon gewesen ist:
Als Freiwilliger ging er Caritashelfern beim Herrichten von Jausenbroten für Flüchtlinge zur Hand. Tags darauf ist er wieder da. Mit Kamera. „Ich wollte Porträts der Helfer machen.“Reinhart gerät mitten hinein in ein unwahrscheinliches Gedränge. Hunderte Flüchtlinge wollen Richtung Zug. Eines der ersten Fotos, die er macht, zeigt Manfred Lindenthaler, Salzburgs Stadtpolizeikommandanten. Der stemmt sich, mitten im Getümmel, mit äußerster Kraft gegen die Drängenden. Wie seine Kollegen auch, versucht er damit, völ- liges Chaos auf dem Bahnsteig zu verhindern. Ein Flüchtling scheint in seine Richtung zu flehen: „Bitte! Lass mich vorbei!“.
Fotograf Bryan Reinhart: „Der Mann dürfte seine Gruppe, oder seine Familie im Gedränge aus den Augen verloren haben. Es wurden ja nur nach und nach Leute Richtung Bahnsteig gelassen.“Lindenthaler erinnert sich nicht an den Moment. „Es gibt derzeit so viele davon. Die Belastung für meine Kollegen und mich ist groß. Die Not und die Verzweiflung der Menschen, wir bekommen das ja sehr stark mit.“
Beim Reden mit Kollegen werde versucht, einen guten Umgang damit zu finden. Übrigens: Das Rote Kreuz hilft Flüchtlingen, die im Chaos Freunde oder Familie aus den Augen verlieren, sie wiederzufinden. Dass es auch in diesem Fall gelang, ist zu hoffen.