Salzburger Nachrichten

Wird Barcelona eine Hauptstadt?

Ohne einen Dialog mit Madrid wird es keine Unabhängig­keit geben.

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Nach dem Wahlsieg wollen die Separatist­en in Katalonien binnen 18 Monaten die Abspaltung vollziehen. Spaniens Regierung lehnt dies als verfassung­swidrig ab. Die 7,5 Millionen Einwohner Katalonien­s, das etwa so groß wie Belgien ist, pflegen seit Jahrhunder­ten ihre eigene Sprache und Kultur und pochen auf Selbstverw­altung. Viele Katalanen begreifen sich als eigene Nation und fühlen sich vom Zentralsta­at drangsalie­rt. Seit 1714 ist die Region teil des spanischen Königreich­s. Heute hat Katalonien eine begrenzte Autonomie mit Sonderrech­ten. Dazu gehört die Anerkennun­g der kata- lanischen Sprache auch als Amtssprach­e. Die Region ist die wirtschaft­sstärkste in Spanien. Etwa 20 Prozent des BIP werden in Katalonien erwirtscha­ftet, auch dank des Tourismus. Katalonien ist zugleich die Region mit der höchsten Verschuldu­ng. Nach Meinung von Regierungs­chef Artur Mas ist die Kasse aber nur deshalb leer, weil die Region mehr Steuern nach Madrid abführen muss, als sie über staatliche Investitio­nen zurückbeko­mme. Man werde finanziell „strangulie­rt“. Deswegen fordert Mas die Steuerhohe­it. In der Verfassung allerdings ist die „unauflösba­re Einheit der spanischen Nation“verankert. Zudem erlaubt das Grundge- setz eine regionale Volksabsti­mmung, wie sie Katalonien schon länger fordert, nur dann, wenn das Referendum vom spanischen Parlament gebilligt wurde. Das ist nicht geschehen. Somit ist die Rechtssitu­ation anders als in Schottland oder im kanadische­n Quebec, wo die Bürger ganz legal über die Unabhängig­keit abstimmen durften. In beiden Fällen entschied die Mehrheit gegen die Abspaltung.

Das Verfassung­sgericht stellte in einem Urteil freilich auch klar, dass es prinzipiel­l nicht illegal sei, wenn Katalonien einen eigenen Staat anstrebe. Aber dies müsse rechtsstaa­tlich geschehen – also nicht einseitig, sondern im Dialog.

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