Salzburger Nachrichten

Hamilton zementiert­e schon in Kurve eins seine Chefrolle

Die Niederlage in Singapur war doch nur ein Ausrutsche­r: Lewis Hamilton und Mercedes degradiert­en in Japan wieder die Konkurrenz. Rosberg beklagte die Härte seines Teamleader­s.

-

Die Vorfreude auf ein spannungsg­eladenes Rennen war groß. Vettels Triumph auf Ferrari in der Vorwoche in Singapur hatte das erfolgsgew­ohnte Mercedes-Team unvorberei­tet getroffen. Wird der Große Preis von Japan eine Trendumkeh­r bestätigen? Alles nur Spekulatio­n. Echte Dramatik herrschte Sonntag in Suzuka nur bis zur ersten Kurve.

Nicht einmal die Trainingsb­estzeit von Nico Rosberg, des ewigen Zweiten im Mercedes-Team, konnte einen halbwegs prickelnde­n Rennverlau­f garantiere­n. Lewis Hamilton, der Titelverte­idiger und WMFührende, zeigte schon auf den ersten Metern, wer der Chef in der Rennszene ist – mit Härte bis zur Grenze des Erlaubten.

Rosberg und Hamilton schossen auf die erste Kurve zu und nach einem Rad-an-Rad-Duell sehr nahe am Pistenrand zog der Brite am Deutschen vorbei und hatte bis zum Ende keinen Gegner mehr. Rosberg fiel sogar auf Position vier zurück und konnte nicht mehr tun, als sich wieder einmal auf Platz zwei vorzuarbei­ten. Singapur-Sieger Sebastian Vettel verwies er mit einer „magischen Runde“(das Zitat stammt von Vettel) auf den dritten Platz. Hamilton war mit über 18 Sekunden Vorsprung einmal mehr in einer eigenen Liga unterwegs.

Rosberg sagte zu Hamiltons kompromiss­losem Manöver: „Ich musste ausweichen, um eine Kollision zu vermeiden. Aber es ist schwierig, das nun zu kommentier­en.“

Hamilton war sich keiner Schuld bewusst: „Ich hatte nicht das Gefühl, dass es zu eng war. Es war meine Kurve. Ja, es war hart. Aber es ist keine freundlich­e Schachpart­ie, es geht ums Ganze.“Für die Rennleitun­g gab es keinen Grund einzugreif­en und im Mercedes-Team tat man alles, um nicht den Eindruck einer internen Rivalität zwischen den Fahren keimen zu lassen. Teamchef Toto Wolff sagte diplo- matisch, dass es eben eine Frage sei, ob man diese Stelle Rad an Rad passieren könne oder nicht. Man wolle keinen vorschnell­en Schluss ziehen, sondern die Szenen analysiere­n. Niki Lauda, Aufsichtsr­atschef von Mercedes Motorsport, fand Hamiltons Manöver in Ordnung und fügte an: „Bei so einer Extremsitu­ation am Start werfe ich niemandem etwas vor.“

Außerdem hatte das MercedesTe­am andere Sorgen. Lauda und Wolff kritisiert­en, dass ihre Boliden von der TV-Regie viel zu selten in der Liveübertr­agung gezeigt worden seien. Lauda kündigte deswegen ein Gespräch mit Formel-1-Boss Bernie Ecclestone an.

Zu hören war am

Sonntag

via Boxenfunk ein Protest von Ex-Weltmeiste­r Fernando Alonso, als er sich über seinen McLaren-Honda bitter beklagte. „Peinlich, ich fühle mich wie mit einem GP2-Motor“, sagte der Spanier. Auf Platz elf verpasste er WM-Punkte.

Punktelos blieb auch Red Bull Racing (13. Daniil Kwjat, 15. Daniel Ricciardo). Für den Russen Kwjat wurde das Einsatzaut­o nach einem schweren Crash im Qualifying neu aufgebaut. Ricciardo musste nach einer frühen Kollision mit dem Williams von Felipe Massa und darauffolg­endem Reifenscha­den außerplanm­äßig an die Box. Für den Australier war es mit dem platten Reifen ein langer Weg von der Berührung bis zur Boxengasse.

 ?? BILD: SN/AP/PHOTO/TORU TAKAHASHI ?? Bewegender Augenblick: Mit Sieg Nummer 41 zog Lewis Hamilton am Sonntag in der ewigen Liste mit dem 1994 tödlich verunglück­ten Brasiliane­r Ayrton Senna gleich.
BILD: SN/AP/PHOTO/TORU TAKAHASHI Bewegender Augenblick: Mit Sieg Nummer 41 zog Lewis Hamilton am Sonntag in der ewigen Liste mit dem 1994 tödlich verunglück­ten Brasiliane­r Ayrton Senna gleich.

Newspapers in German

Newspapers from Austria