Der Sport wird so systematisch zerstört
Gier und Betrug prägten zuletzt den internationalen Sport. Es ist höchste Zeit für eine komplette Neuausrichtung.
Aus der schönsten Nebensache der Welt ist der Sündenpfuhl Sport geworden. Bestechung und Betrug dominieren die Schlagzeilen. Die Sportberichterstattung ist längst ins Kriminal abgerutscht. Die Korruption bestimmt den Weltfußballverband FIFA, das Internationale Olympische Komitee IOC steht für fragwürdige Vergaben. In Russland wurde über Jahre bei den Leichtathleten systematisch gedopt. Und jetzt ist auch der Deutsche Fußballbund DFB in das Visier der Ermittler geraten. Mit seiner Lichtgestalt Franz Beckenbauer. Ausgerechnet die Deutschen, die im Sport für untadeliges Verhalten gestanden sind. DFBTeammanager Oliver Bierhoff sprach am Dienstag von fehlender Demut im Geschäft Fußball. Wie wahr.
Wie blauäugig waren wir Sportfans all die Jahre? Wie konnten wir nur annehmen, dass „die da oben“mit ihrer Macht sorgsam umgehen? Werte und Moralvorstellungen scheinen keinen Platz mehr zu haben. Ein Sittenbild unserer Zeit, aber kein Trost.
Der Sport ist an einem Scheideweg angekommen. Nicht zum ersten Mal verwenden wir diesen Begriff. Nur: So ernst wie jetzt war es noch nie. Was muss sich im System Sport ändern? Erstens: Milliardenunternehmen wie die FIFA oder das IOC dürfen sich nicht mehr hinter einfachen Vereinsstatuten in der Schweiz verstecken. Neben der FIFA, der FIS oder dem IOC sind in der Schweiz noch 60 weitere internationale Verbände ansässig. Ihnen werden Steuerfreiheit und niedrige Mieten gewährt, dennoch spülen die großen Verbände pro Jahr rund 900 Millionen Euro unverzichtbar in die Schweizer Staatskasse. Da passt es dazu, dass die Schweiz 2004 bei der Umsetzung einer Europarat-Konvention gegen Korruption bewusst die Sportverbände aus den Regelungen ausschloss.
Zweitens: Die Geheimniskrämerei bei Abstimmungen rund um die Fußball-WM und Olympia muss ein Ende haben. Und: Warum nicht mehrere Weltmeisterschaften und Olympische Spiele hintereinander an einen Austragungsort vergeben?
Drittens: Schluss mit der Selbstkontrolle. Warum muss die FIFA von der hauseigenen Ethikkommission geprüft werden? Eine übergeordnete Kontrollstelle sollte von außen eingreifen.
Viertens: Im Sport braucht es neue gesetzliche Grundlagen. In Frankreich drohen beispielsweise jedem Sportler, der mit Dopingmitteln erwischt wird, bis zu fünf Jahre Gefängnis. Das schreckt ab.
Das flaue Gefühl in der Magengrube bleibt ob all dieser Hiobsbotschaften.