Roboter haben unser Leben in der Hand
Dass Maschinen bald die Hälfte aller Jobs übernehmen könnten, sagen aktuelle Studien voraus. In Salzburg sind die Roboter längst weiter.
Maschinen könnten bald die Hälfte aller Jobs übernehmen, heißt es. In Salzburg sind Roboter längst weiter.
SALZBURG. Beherrschen wir die Technik? Oder beherrscht die Technik uns? Im Alltag müssen sich diese Frage nicht nur SmartphoneSüchtige stellen. In allen Lebensbereichen rückt die Automatisierung näher. Bereits in 20 Jahren, prophezeite soeben eine Studie, könnten 30 bis 50 Prozent aller Arbeitsplätze von Maschinen belegt sein. Statt Krankenpflegern könnten uns in Spitälern dann etwa Pflegeroboter versorgen. In Ländern wie Japan seien solche Zukunftsszenarien teils schon heute absehbar, sagt Karl Zechenter. Was aber wäre, wenn auch die Roboter nicht mehr von Menschenhand gebaut werden, sondern umgekehrt Menschen von Medizinrobotern? „Aus dem Gedankenspiel ist unser jüngstes Projekt entstanden“, sagen Zechenter und Sonja Prlic vom Salzburger Kunstkollektiv gold extra.
Einen Hinweis, wie so ein Experiment ausgehen könnte, gibt bereits der Titel des Stücks, das morgen, Donnerstag, beim Salzburger OpenMind-Festival Premiere hat: Es heißt „Frankenstein“. In einem längst menschenleeren Krankenhaus träumen da Röntgenroboter und Chirurgieautomat davon, sich einen Patienten aus Fleisch und Blut zu erschaffen. Die Entwicklung der Roboter, die auf der Bühne herumfahren, und miteinander kommunizieren, hat ein Jahr gedauert.
Eine der Maschinen bringt schon Bühnenerfahrung mit. Die Künstlergruppe hat in Salzburg auch schon eine „Hamlet“-Version mit Robotern besetzt. Als Polonius hatte damals ein umgebauter Plattenspieler seinen Auftritt. Jetzt hat er eine neue Identität als Akteur im Roboterspital. Damit passt er ins diesjährige Open-Mind-Festival. Es will mit den Mitteln von Theater, Konzerten, Vorträgen oder Diskussionen Fragen nach dem Ich beleuchten. Dafür wurde sogar ein berühmter Satz von Arthur Rimbaud gegendert: „Ich ist eine Andere“lautet das Motto. Das Thema Geschlechteridentität werde in einer Filmreihe, einer Ausstellung und einer Performance im Mittelpunkt stehen, sagte Kuratorin Cornelia Anhaus beim Pressegespräch am Dienstag. Mit den kleinen Klüften, die sich oft zwischen dem eigenen Selbstbild und der Wahrnehmung der anderen finden, spielen Tänzerin Nayana Bhat und Lichtdesigner Robert Herbe in einem Duo. Zu dezenten Missverständnissen kommt es freilich auch zwischen den Protagonisten in „Frankenstein“. Auch Maschinen haben da menschliche Eigenschaften und ihre jeweils eigenen Vorstellungen, wie der perfekte Mensch gebaut sein sollte. Schauspieler müssten aber keine Angst haben, bald von Robotern wegrationalisiert zu werden, sagen Zechenter und Prlic. Vorbilder für das Genre gebe es kaum. Und leichter zu warten als echte Darsteller seien Automaten auch nicht. „Eine einfache Kopfwehtablette für Roboter gibt es ja nicht. Wir haben bei den Proben ziemlich oft Drähte gelötet und Bauteile getauscht.“
Das Festival
„Das Festival zeigt, wie Ich-Identitäten konstruiert werden.“