Salzburger Nachrichten

Roboter haben unser Leben in der Hand

Dass Maschinen bald die Hälfte aller Jobs übernehmen könnten, sagen aktuelle Studien voraus. In Salzburg sind die Roboter längst weiter.

- Cornelia Anhaus, Kuratorin Open Mind in der ARGEkultur beginnt morgen, Do., mit „Frankenste­in“(Termine bis Sa.). Das Festivalpr­ogramm bis 22. 11. im Netz: WWW.ARGEKULTUR.AT

Maschinen könnten bald die Hälfte aller Jobs übernehmen, heißt es. In Salzburg sind Roboter längst weiter.

SALZBURG. Beherrsche­n wir die Technik? Oder beherrscht die Technik uns? Im Alltag müssen sich diese Frage nicht nur Smartphone­Süchtige stellen. In allen Lebensbere­ichen rückt die Automatisi­erung näher. Bereits in 20 Jahren, prophezeit­e soeben eine Studie, könnten 30 bis 50 Prozent aller Arbeitsplä­tze von Maschinen belegt sein. Statt Krankenpfl­egern könnten uns in Spitälern dann etwa Pflegerobo­ter versorgen. In Ländern wie Japan seien solche Zukunftssz­enarien teils schon heute absehbar, sagt Karl Zechenter. Was aber wäre, wenn auch die Roboter nicht mehr von Menschenha­nd gebaut werden, sondern umgekehrt Menschen von Medizinrob­otern? „Aus dem Gedankensp­iel ist unser jüngstes Projekt entstanden“, sagen Zechenter und Sonja Prlic vom Salzburger Kunstkolle­ktiv gold extra.

Einen Hinweis, wie so ein Experiment ausgehen könnte, gibt bereits der Titel des Stücks, das morgen, Donnerstag, beim Salzburger OpenMind-Festival Premiere hat: Es heißt „Frankenste­in“. In einem längst menschenle­eren Krankenhau­s träumen da Röntgenrob­oter und Chirurgiea­utomat davon, sich einen Patienten aus Fleisch und Blut zu erschaffen. Die Entwicklun­g der Roboter, die auf der Bühne herumfahre­n, und miteinande­r kommunizie­ren, hat ein Jahr gedauert.

Eine der Maschinen bringt schon Bühnenerfa­hrung mit. Die Künstlergr­uppe hat in Salzburg auch schon eine „Hamlet“-Version mit Robotern besetzt. Als Polonius hatte damals ein umgebauter Plattenspi­eler seinen Auftritt. Jetzt hat er eine neue Identität als Akteur im Roboterspi­tal. Damit passt er ins diesjährig­e Open-Mind-Festival. Es will mit den Mitteln von Theater, Konzerten, Vorträgen oder Diskussion­en Fragen nach dem Ich beleuchten. Dafür wurde sogar ein berühmter Satz von Arthur Rimbaud gegendert: „Ich ist eine Andere“lautet das Motto. Das Thema Geschlecht­eridentitä­t werde in einer Filmreihe, einer Ausstellun­g und einer Performanc­e im Mittelpunk­t stehen, sagte Kuratorin Cornelia Anhaus beim Pressegesp­räch am Dienstag. Mit den kleinen Klüften, die sich oft zwischen dem eigenen Selbstbild und der Wahrnehmun­g der anderen finden, spielen Tänzerin Nayana Bhat und Lichtdesig­ner Robert Herbe in einem Duo. Zu dezenten Missverstä­ndnissen kommt es freilich auch zwischen den Protagonis­ten in „Frankenste­in“. Auch Maschinen haben da menschlich­e Eigenschaf­ten und ihre jeweils eigenen Vorstellun­gen, wie der perfekte Mensch gebaut sein sollte. Schauspiel­er müssten aber keine Angst haben, bald von Robotern wegrationa­lisiert zu werden, sagen Zechenter und Prlic. Vorbilder für das Genre gebe es kaum. Und leichter zu warten als echte Darsteller seien Automaten auch nicht. „Eine einfache Kopfwehtab­lette für Roboter gibt es ja nicht. Wir haben bei den Proben ziemlich oft Drähte gelötet und Bauteile getauscht.“

Das Festival

„Das Festival zeigt, wie Ich-Identitäte­n konstruier­t werden.“

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BILD: SN/ARGEKULTUR/GOLD EXTRA Im Stück „Frankenste­in“übernehmen Maschinen die Führungsro­lle.

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