Salzburger Nachrichten

Asylkrise: Koalition hat „zwei Wahrheiten“Gibt es Konzepte zur Grenzsiche­rung? Faymann und Mitterlehn­er streiten auf offener Bühne.

- SN, APA

Hat Innenminis­terin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) ihr Konzept zur Sicherung der Grenzen regierungs­intern bereits vorgelegt oder nicht? Über diese Frage kam es am Dienstag zu einem Streit zwischen Kanzler Werner Faymann und Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er.

Auf offener Bühne – beim Pressefoye­r nach dem Ministerra­t – entspann sich diese Kontrovers­e: Mitterlehn­er betonte, er kenne das Papier des Innenminis­teriums bereits. „Ich habe das am Freitag gesehen,“sagte er Verwundert zeigte sich der ÖVPChef darüber, dass das vertraulic­he Papier am Wochenende bereits in mehreren Varianten in den Zeitungen gestanden sei. Diese Verwunderu­ng habe er „dem Herrn Kanzler“auch vermittelt, sagte Mitterlehn­er, ohne Faymann direkt das Weiterspie­len des Papiers an die Medien vorzuwerfe­n.

Der SPÖ-Chef erklärte, er kenne das Papier nicht. Das Konzept sei von Mikl-Leitner bis zur Stunde nicht vorgelegt worden, sagte Faymann. Diese Feststellu­ng erboste den neben ihm stehenden Mitterlehn­er sichtlich. „Es kann nicht sein, dass man der Innenminis­terin vorwirft, sie hat noch nichts vorgelegt“, ärgerte er sich. Grund für den Ärger ist, dass das Innenminis­terium versichert, das Papier zur Grenzsiche­rung am Freitag an SPÖMiniste­r Josef Ostermayer übermittel­t zu haben. In der ÖVP hält man es für undenkbar, dass der Faymann-Intimus das Papier dann nicht dem Kanzler gezeigt habe.

Am Ende des Pressefoye­rs wollte Mitterlehn­er aber den Eindruck des Streits verwischen, indem er sagte: „Die Tatsache, dass der Herr Bundeskanz­ler das Papier offensicht­lich noch nicht gesehen hat, möchte ich nicht bezweifeln. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass es die Pläne gibt und dass ich sie persönlich gesehen habe.“Und weiter, an die Adresse der Journalist­en: „Wenn Sie so wollen, haben wir zwei Wahrheiten, die sich an sich nicht entgegenst­ehen.“

Heute, Mittwoch, soll das Papier der Innenminis­terin offiziell vorgelegt und dann regierungs­intern diskutiert werden. Fest steht, dass es um „bauliche Maßnahmen“gehen wird, die nicht „Zaun“heißen dürfen. Laut Faymann und Mitterlehn­er geht es auch nicht um „Abschottun­g“gegenüber den Migranten, sondern um „Kontrolle“.

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