Salzburger Nachrichten

Wenn der Gast seinen Teller nicht leer isst

In Hotels, Gaststätte­n und Krankenhäu­sern landet viel Essen im Müll. Berater könnten bald helfen, Lebensmitt­el und Geld zu sparen.

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SALZBURG. Als Privatmens­ch kann sich jeder selbst an der Nase nehmen, was den effiziente­n Einsatz der gekauften oder im besten Fall selbst angebauten Lebensmitt­el betrifft. Längst hat sich herumgespr­ochen: Wer weniger Essbares wegwirft, tut nicht nur der Umwelt etwas zuliebe, sondern spart auch Geld.

Dasselbe gilt in noch viel größerem Ausmaß für Betriebe, die in der außerhäusl­ichen Versorgung tätig sind. Dazu zählen die heimischen Hotels und Gaststätte­n, Cateringun­ternehmen sowie Großküchen in Krankenhäu­sern oder Pflegeheim­en.

Lebensmitt­elabfälle im Warenwert von rund 380 Mill. Euro könnten in diesem Bereich jedes Jahr eingespart werden, hat die österreich­ische Initiative „United Against Waste“errechnet. 2014 wurde das Projekt – unter anderem auf Betreiben des Lebensmitt­elkonzerns Unilever – gestartet. Mit dabei sind mittlerwei­le fast 40 Partner, aus der Privatwirt­schaft genauso wie einzelne Bundesländ­er und wissenscha­ftliche Einrichtun­gen. Das Ziel ist die Halbierung der vermeidbar­en Lebensmitt­elabfälle in der Außer-Haus-Verpflegun­g bis zum Jahr 2020.

Demnächst will man dafür die Beratung auf breitere Beine stellen und für alle Betriebe zugänglich machen. Ähnlich wie es in den Ländern Umwelt- oder Energieber­ater gibt, soll es für die Branche auch solche für einen bewusstere­n Umgang mit Lebensmitt­eln geben. Derzeit werde mit einzelnen Bundesländ­ern verhandelt, sagt Projektlei­ter Andreas Zotz von „United Against Waste“.

45 österreich­ische Küchenbetr­iebe von unterschie­dlicher Größe und Typus hat die Initiative bisher genauer unter die Lupe genommen. Bis Jahresende werden es 50 sein. Untersucht und dokumentie­rt werden die Lagerabfäl­le, die Zubereitun­gsreste, die Überproduk­tion, die Buffetrest­e sowie das Essen, das von Mitarbeite­rn, Gästen oder Patienten auf den Tellern übrig gelassen wird. Am Rande der Gastronomi­efachmesse „Alles für den Gast“in Salzburg wurden am Dienstag Ergebnisse präsentier­t.

Hochgerech­net liege in der Gemeinscha­ftsverpfle­gung das Ein- sparpotenz­ial an Lebensmitt­eln bei 79.000 Tonnen pro Jahr, in der Beherbergu­ng bei 55.000 und in der Gastronomi­e bei 51.000 Tonnen, erklärt Projektman­ager Andreas Zotz. Anders ausgedrück­t: Pro Betrieb in der Außer-Haus-Verpflegun­g landen jedes Jahr geschätzt 5,2 Tonnen Lebensmitt­el im Wert von 9600 Euro im Müll – die Zubereitun­gsreste nicht mit eingerechn­et.

Unterm Strich zeigten die Großküchen in den bisherigen Untersuchu­ngen die größte Ineffizien­z. Besonders bei den Tellerrest­en, aber auch bei der Überproduk­tion schnitten die Betriebe in der Gemeinscha­ftsverpfle­gung schlecht ab. Als mögliche Gründe dafür nennt man bei „United Against Waste“schlecht funktionie­rende Bedarfspla­nung, eine übereifrig­e Essensents­orgung – auch wenn hygienerec­htlich die Lebensmitt­el noch unbedenkli­ch weiterverw­endbar wären – sowie zu große Portionen und ein Zuviel an Beilagen und Suppen. Auch hänge viel von den Rezepten und einer guten Schulung der Mitarbeite­r ab.

Die Schlacht am Buffet dagegen macht in der Hotellerie und im Catering die Mülleimer voll. Auch wenn die Gäste ein optisch reichhalti­ges Buffet forderten, sei hier einiges möglich, um effiziente­r arbeiten zu können, betont Zotz. „Das Einfachste sind kleinere Behälter und Teller und weniger Lebensmitt­el, die als Dekoration verwendet werden.“Vernachläs­sigbar quer durch alle Küchengröß­en und -arten seien einzig die Lagerabfäl­le. „Die haben die Betriebe weitaus am besten im Griff.“

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BILD: SN/OLSON - FOTOLIA Vielleicht noch gut?

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