Salzburger Nachrichten

Die Bawag hält die Augen offen

Ob Teile der Bank Austria überhaupt auf den Markt kommen, ist fraglich.

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WIEN. Die Bawag PSK will beim Umbruch im europäisch­en Bankensekt­or eine aktive Rolle spielen. Vorstandsc­hef Byron Haynes sieht sein Haus dafür gut gerüstet, an Kapital für Zukäufe im In- und Ausland mangle es nicht. Die im Besitz der US-Investoren Cerberus und Golden Tree stehende ehemalige Gewerkscha­ftsbank hat in den ersten neun Monaten einen Nettogewin­n von 320 Mill. Euro erzielt, das ist um ein Fünftel mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Die Gründe dafür liegen in gestiegene­n Zinserträg­en (plus neun Prozent auf 539 Mill. Euro) sowie in geringeren Ausgaben für den Bankbetrie­b (minus acht Prozent auf 337 Mill. Euro). Und in stark gesunkenen Risikokost­en (minus 40 Prozent auf 31,2 Mill. Euro), was vor allem mit dem fortgesetz­ten Abbau des Kreditport­folios in Zentral- und Osteuropa zu tun hat.

Haynes sieht das Umfeld derzeit von schwachem Wirtschaft­swachstum, niedrigen Zinssätzen, steigenden regulatori­schen Kosten und dem Markteintr­itt neuer Anbieter (sogenannte­r Fintechs) geprägt. Das alles werde dazu führen, dass klassische und teilweise ineffizien­te Geschäftsm­odelle unter Druck gerieten. In dieser Übergangsp­hase des Bankenmark­tes ergäben sich viele interessan­te Geschäftsm­öglichkeit­en, und die Bawag PSK sei bereit, „die sich uns bietenden einzigarti­gen Chancen zu nutzen“, gibt sich der Bankchef angriffslu­stig.

Ob das Privatkund­engeschäft der Bank Austria ein Objekt der Begierde ist, darüber schweigt Haynes, genauso wie über Gerüchte, dass die eigenen Eigentümer für die Bawag PSK einen Käufer suchen.

Die Bank-Austria-Mutter UniCredit will heute, Mittwoch, die Details der überarbeit­eten Strategie veröffentl­ichen. Mit Spannung wird erwartet, was das für die in Wien ansässige Tochter für Folgen hat. Dass UniCredit das Privatkund­engeschäft unmittelba­r zum Verkauf stellt, ist nicht zu erwarten, das dürfte nur die letzte von mehreren Optionen sein. Wahrschein­licher ist, dass das Management in Wien aus Mailand den Auftrag erhält, das Privatkund­engeschäft so umzubauen, dass es wieder Erträge bringt. Derzeit verdient die Bank Austria in Österreich damit nichts. Das hat mit dem harten Konditione­nwettbewer­b in Österreich zu tun, bei der Bank Austria kommen aber hausgemach­te Belastunge­n dazu, in Form höherer Kosten für das Personal aufgrund von Dienstrech­ten, die ihren Ursprung in den Vorläuferi­nstituten (Zentralspa­rkasse, Länderbank, Creditanst­alt) haben. Ganz ohne Aderlass dürfte der Umbau für Wien freilich nicht abgehen. Der Sitz als Osteuropa-Holding wird wohl nicht zu halten sein. Grund ist die Bankensteu­er in Österreich. Die bemisst sich an der Bilanzsumm­e, die bei der Bank Austria durch das Osteuropa-Geschäft sehr groß ist, entspreche­nd hoch ist daher die Bankenabga­be. Die UniCredit-Führung erwägt die Verlegung des Sitzes der Osteuropa-Holding. München böte sich an, da Deutschlan­d keine nationale Bankenabga­be mehr einhebt.

„Kapital und Liquidität sind vorhanden.“

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Byron Haynes, Bawag-Vorstandsc­hef

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