Technikerinnen holen jetzt auf
Immer mehr junge Frauen interessieren sich für die Technik. Die Jobaussichten sind gut.
Tunnel planen, die Statik von Brücken berechnen, Kraftwerkspläne ausarbeiten: All das klingt im ersten Moment nicht nach einem Frauenberuf.
Milica Marinovic sieht das anders. Die Schülerin an der HTL Salzburg will genau in diesem Bereich arbeiten – im Tiefbau. „Es ist interessant, weil es eine Herausforderung ist. Und weil das sehr wenige machen.“
Marinovic muss sich vermutlich keine Sorgen machen, einen Job zu finden. Techniker sind am Arbeitsmarkt gefragt. Das wissen auch die Schülerinnen an den HTL, wo der Mädchenanteil kontinuierlich steigt. „Die Berufsaussichten sind gut“, sagt Christina Größinger von der vierten Klasse Hochbau. Ihr schwebt ein Architekturstudium vor. Die Wirtschaft sei gerade an weiblichen Mitarbeitern interessiert, sagt sie. „Das hört man, wenn man wo ein Praktikum macht.“
Viele haben schon ganz konkrete Vorstellungen. Die einen wollen studieren, die anderen sofort nach der Matura eine Stelle antreten.
Manche haben auch unkonventionelle Ideen. Sabrina Janco von der fünften Klasse Hochbau etwa will Bühnen- und Filmgestaltung studieren.
„Ich werde nachher wahrscheinlich Jus und Baurecht studieren“, sagt Hochbau-Schülerin Eva Rosenhammer. Schließlich hätten größere Baufirmen heute eigene Baujuristen.
An der HTL Salzburg, einer der größten Schulen Österreichs, ist der Anteil der Schülerinnen in den vergangenen Jahren stark gestiegen. 2300 Jugendliche gehen hier zur Schule. Der Mädchenanteil liegt bei mehr als 20 Prozent. 1990 waren es noch 7,3 Prozent. In der Abteilung Grafik und Medien bilden Mädchen mit knapp 77 Prozent die große Mehrheit, bei der Biomedizin- und Gesundheitstechnik liegt ihr Anteil bei rund 40 Prozent, in der Bautechnik (Hoch- und Tiefbau) bei knapp 24 Prozent.
Aufholbedarf gibt es für Frauen noch in den Fachrichtungen Elektrotechnik (3,6 Prozent), Elektronik (4,2 Prozent) und Maschinenbau (5,9 Prozent). Die Schule bemüht sich indessen weiter, neue Schülerinnen zu gewinnen – etwa mit dem nächsten „Girls’ Day“am 4. Dezember, einem Schnuppertag speziell für Mädchen.
Um die Interessen der jungen Frauen kümmert sich an der HTL Nicole Holzmann. Sie ist als Schülerinnen-Beauftragte die erste Anlaufstelle bei Problemen und organisiert Treffen unter den Mädchen. „Es gibt Klassen, in denen nur ein oder zwei Mädchen sind. Sie sollen die Möglichkeit haben, mit anderen in Kontakt zu treten und Selbstvertrauen aufzubauen“, sagt Holzmann. Wenn ein Mädchen von der Unterstufe in eine erste Klasse wechsle und dann ausschließlich von Burschen umgeben sei, könne das schon „ein bisschen schwierig sein“.
Das Interesse der Wirtschaft an technischen Fachkräften ist jeden- falls anhaltend groß. So läuft derzeit österreichweit die Impulswoche „Technik bewegt“, mit der die Architekten und Ingenieurkonsulenten versuchen, bei Jugendlichen Interesse zu wecken. „Wir wollen den Nachwuchs für die Technik interessieren und auch den Stellenwert der Techniker ins rechte Licht rücken“, sagt Harald Schlosser von der Salzburger Ziviltechniker-Kammer. Gerade Frauen würden oft einen frischen Wind in die Unternehmen bringen, sagt Schlosser. Technikerinnen hätten oft einen anderen, sehr sachlichen Zugang zu Themen. Das wirke sich etwa bei Besprechungen und Verhandlungen positiv aus. „Und gerade bei Müttern merkt man, dass sie sehr gut organisiert sind, weil sie Kinder und Haushalt zu betreuen haben und halbtags in der Arbeit sind.“
Auch Werkstättenlehrer Matthias Putz von der Salzburger HTL bricht eine Lanze für seine Schülerinnen. „Im praktischen Unterricht stellen sich die Mädchen nicht schlechter an als die Jungs. Und in puncto Genauigkeit sind sie teilweise sogar besser als die Burschen. Und sie sind oft pflichtbewusster.“
„Die Mädchen
sollen sich vernetzen.“