Steuermänner denken nicht ans Feiern
Geburtstagskinder im Gleichklang: Dank Marcel Koller und Willi Ruttensteiner fährt der ÖFB auf Erfolgskurs.
ALICANTE. Den Geburtstag mit seiner Gattin Gisela zu feiern ist schwierig geworden für Marcel Koller. Vor vier Jahren war er am 11. November gerade österreichischer Teamchef geworden. Vor drei Jahren bereitete er seine Truppe auf ein Testspiel gegen die Elfenbeinküste in Linz vor. Vor zwei Jahren reiste er zum Trainingslager nach Spanien. Im Vorjahr stand das wichtige Spiel gegen Russland bevor, und den 55er am heutigen Mittwoch begeht Koller wieder im Herbsttrainingslager nahe Alicante.
Große Feiern zum halbrunden Geburtstag sind im Teamcamp nicht geplant. „Ich weiß nicht, ob es vielleicht einen Kuchen gibt“, rätselte Koller. „Den werde ich dann teilen mit den Jungs.“Ansonsten unterscheiden sich die Wünsche des Erfolgstrainers kaum von jenen anderer Geburtstagskinder: „Gesundheit ist das Wichtigste“, erklärte er. Offen bleibt, ob Koller schon daran denkt, wo er seinen nächsten Geburtstag verbringt. Nimmt er ein reizvolles Clubangebot an, würde er am 56er endlich wieder einmal mit seiner Gattin feiern können. Bleibt er ÖFB-Teamchef, würde er am 11. November 2016 gerade wieder in Länderspielvorbereitungen stecken – tags darauf gastiert Irland zur WM-Qualifikation in Wien.
Koller als Teamchef zu halten ist der kollektive Wunsch der österreichischen Fußballinteressierten geworden. So wurde etwa auf der Plattform lieblingsleiberl.at eine Aktion gestartet, um den ÖFB bei der Weiterverpflichtung des Schweizers finanziell unterstützen zu können.
Mehr Einfluss auf die Entscheidung dürfte jener Mann haben, der Koller als Teamchef erfunden hat. Willi Ruttensteiner feiert nur einen Tag nach ihm selbst Geburtstag. Der ÖFB-Sportdirektor, der 53 Jahre alt wird, hat im Hintergrund die Basis für die aktuellen Erfolge gelegt.
Dass die beiden im spanischen Trainingscamp täglich gemeinsam im Golf-Car vom Hotel zum Fußballplatz fahren, ist sinnbildlich: Zwischen den beiden Steuermännern im ÖFB herrscht Gleichklang in jeder Hinsicht. Stillstand und Zurücklehnen
„Wenn es Kuchen gibt, teile ich ihn mit den Jungs.“
wären für sie Rückschritt. Ruttensteiner warnt: „Untätigkeit ist das große Krebsgeschwür im Fußball.“Vom momentanen Erfolg solle man sich nicht blenden lassen, in der Optimierung der Nachwuchs-Nationalteams sieht der Sportdirektor die Basis dafür, dass die Teilnahme an der EURO 2016 keine Eintagsfliege bleibt.
Willi Ruttensteiner hatte stets mit Widerständen der Systembewahrer im heimischen Fußball zu kämpfen. Lob für seinen Kampf kam jüngst von berufener Seite: Matthias Sammer, Sportvorstand von Bayern München und einst DFB-Sportdirektor, sagte: „Der österreichische Fußball sollte Willi Ruttensteiner ein Denkmal setzen.“