Teenies: Erster Sex mit einem festen Partner
Eine Studie zeigt, wie Jugendliche mit Verhütung umgehen.
Immer mehr Jugendliche in Deutschland denken beim ersten Sex an die Verhütung. Lediglich acht Prozent der Mädchen und sechs Prozent der Burschen zwischen 14 und 17 Jahren trafen keine Vorkehrungen. Das zeigt die Studie „Jugendsexualität 2015“der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Erste Ergebnisse sind am Donnerstag in Berlin vorgestellt worden. Dabei liegt das Kondom als Verhütungsmittel für 73 Prozent der Befragten auf Platz eins.
Bei Erhebungen aus dem Jahr 1980 hatten sich laut BZgA noch 29 Prozent der Burschen und 20 Prozent der Mädchen keine Gedanken über Kondom, Pille oder andere Verhütungsmittel gemacht. Für die aktuelle Studie wurden in Deutschland 5750 Interviews geführt, vor allem mit 14- bis 17-Jährigen. Erstmals wurden heuer auch 18- bis 25-Jährige befragt. Die Schwerpunkte liegen bei Aufklärung in Schule und Elternhaus, ersten sexuellen Erfahrungen und Verhütung.
Während sexuelle Aktivitäten bei den 14-Jährigen noch die Ausnahme sind (sechs Prozent), hat mehr als die Hälfte im Alter von 17 Jahren Erfahrungen mit Geschlechtsverkehr. 90 Prozent der Frauen deutscher Herkunft haben mit 19 bereits das „erste Mal“erlebt. Ihre Geschlechtsgenossinnen mit ausländischen Wurzeln sind im Alter von 21 Jahren zu rund zwei Dritteln sexuell aktiv geworden. Für junge Männer gilt dies erst zwei und drei Jahre später.
Heidrun Thaiss, Leiterin der BZgA, erklärt: „Annahmen, dass immer mehr junge Menschen immer früher sexuell aktiv werden, bestätigen sich nicht.“Die Studie habe auch gezeigt, dass für junge Menschen beim „ersten Mal“eine feste Partnerschaft wichtig sei. Geschlecht und Herkunft spielt dabei keine Rolle.
Allerdings zeigen die Ergebnisse, dass junge Frauen mit Migrationshintergrund auch moralische Bedenken haben. So gaben 28 Prozent an, Sex vor der Ehe nicht richtig zu finden. Bei jungen Frauen deutscher Herkunft sind es dagegen nur vier Prozent. Für die Aufklärung spielt laut der Studie das Elternhaus eine große Rolle, aber auch die Schule. 93 Prozent der Jugendlichen gaben an, das Thema im Unterricht besprochen zu haben. Vor allem für junge Burschen mit Migrationshintergrund sind Lehrkräfte die wichtigste Bezugsperson, weil ihnen vielfach die Eltern als Ansprechpartner fehlten.
Eine Studie im Auftrag der Österreichischen Gesellschaft für Fami- lienplanung (ÖGF) zeigte 2012, dass Jugendliche auch hierzulande nicht immer früher sexuell aktiv werden: Sie erleben ihr „erstes Mal“im Schnitt mit 16 – das hat sich über Jahrzehnte nicht verändert. Burschen sprechen in der Studie davon, dass sie weniger Ansprechpartner zum Thema hätten. Um sich zu informieren, nutzen sie weniger vertrauenswürdige Quellen. Pornografie hat für sie dabei einen höheren Stellenwert als für Mädchen: Sie gaben häufiger an, dass man „von Pornos vieles lernen kann“.
Mädchen dagegen haben öfter ein negativeres Bild von ihrem Körper als Burschen. Sie erleben auch den Übergang zum Frausein negativer. Die ÖGF forderte daher eine Lehr- und Beratungskultur, die auf diese Unterschiede eingeht. Es brauche auch schulische Konzepte, die mehr Raum für tabuisierte Themen wie Selbstbefriedigung oder Pornografie böten. Zudem erachtet die ÖGF auch eine sexualpädagogische Ausbildung für Lehrkräfte für notwendig.
Bettina Weidinger vom Österreichischen Institut für Sexualpädagogik in Wien hat die Erfahrung gemacht, dass Familie zwar wichtig für die Aufklärung sei, es aber von der Fragestellung abhänge. So werde über Selbstbefriedigung oder Orgasmus nicht gesprochen. „Eine andere Frage ist, ob das kognitive Wissen über Verhütung in einer emotional aufregenden Situation auch angewandt wird.“