Salzburger Nachrichten

Integratio­n braucht die Hilfe der Bürger

- Manfred Perterer MANFRED.PERTERER@SALZBURG.COM

Die Österreich­erinnen und Österreich­er haben ein großes Herz für Flüchtling­e. Viele Hilfsaktio­nen beweisen das. Aber sie haben auch ein Bauchgefüh­l. Und das sagt ihnen: Jetzt ist es genug.

Es ist müßig, über die Motive für diese Ablehnung zu diskutiere­n. Und ob sie berechtigt, unberechti­gt oder nur egoistisch sind. Fakt ist: Für zwei Drittel der Bevölkerun­g sind neue Asylbewerb­er in Österreich nicht mehr willkommen.

Die Angst vor Wohlstands­und Jobverlust sowie Sorge um die Sicherheit hat nicht nur die weniger gebildeten, ärmeren Bevölkerun­gsschichte­n erfasst, die den Konkurrenz­druck um Beschäftig­ung, Wohnung und Sozialleis­tungen durch anerkannte Flüchtling­e fürchten.

Längst sagen auch Universitä­tsprofesso­ren, Ärztinnen, ITTechnike­r, Gewerbetre­ibende, Fabrikante­n und Künstlerin­nen: So kann es nicht weitergehe­n. Auch viele junge, weltoffene Menschen machen sich ernste Gedanken über ihre Zukunft. Das Unbehagen mit der Flüchtling­skrise hat weite Teile der Bevölkerun­g erfasst.

81.000 Menschen haben heuer bereits in Österreich um Asyl angesucht. Viele von ihnen werden es auch bekommen. Sie müssen sich anstrengen, wenn sie Teil unserer Gesellscha­ft werden wollen. Aber Integratio­n ist keine Einbahnstr­aße. Ohne Mithilfe der Bürger ist sie unmöglich.

Doch wie soll das funktionie­ren, wenn die meisten Einheimisc­hen mit Asylbewerb­ern nichts zu tun haben wollen? (Siehe Umfrage auf Seite 2.) Wie soll unter solchen Umständen die erfolgreic­he Einbindung der Neuen in unser Leben jemals gelingen?

Die Voraussetz­ungen sind schlecht. Sie werden nicht besser, wenn nächstes Jahr noch einmal so viele Flüchtling­e kommen. Und übernächst­es Jahr dann wieder. Man wird also über die Grenzen der Aufnahmefä­higkeit des Landes und seiner Bevölkerun­g reden müssen.

Nur wenn es gelingt, den Zustrom von Menschen nach Europa zu bremsen, wird es gelingen, diejenigen, die schon da sind, auch tatsächlic­h aufzunehme­n.

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