In Paris rauchen die Köpfe
Die Delegierten verhandeln rund um die Uhr. Und nicht nur sie: Per Telefon suchen Staatenlenker über Ozeane hinweg eine Einigung auf einen Klimavertrag.
Die Pariser Klimaverhandlungen machen Fortschritte. Doch: „Das ist wie ein Marathon. Die letzten Meter sind die schwierigsten“, wie der Konferenzleiter, Frankreichs Außenminister Laurent Fabius, betonte. Der Außenminister der Marshallinseln, Tony de Brum, der in Paris als Sprecher einer Koalition der Ehrgeizigen auftritt, beklagte eine „koordinierte Kampagne“. Es habe Versuche gegeben, ambitionierte Ziele aus dem jüngsten Textentwurf für einen Weltklimavertrag zu streichen, den er als „guten Versuch“eingestuft hatte.
Im Bemühen um Lösungen griffen auch Staats- und Regierungschefs zum Telefon. US-Präsident Barack Obama telefonierte sowohl mit Frankreichs Staatschef François Hollande als auch mit dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping. Die beiden größten Klimaverschmutzer Amerika und China bekräftigten nach Angaben des Weißen Hauses, gemeinsam auf ein ehrgeiziges Klimaabkommen hinarbeiten zu wollen. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach unter anderem mit US-Außenminister John Kerry sowie Vertretern von Indien, Südafrika und Singapur.
Heftige Differenzen gibt es nach Angaben von Beobachtern weiter bei der Frage, ob auch aufstrebende Schwellenländer Geld im Kampf gegen den Klimawandel bereitstellen sollen. Indien wiederum sieht die alle fünf Jahre geplanten Nachbesserungen der Klimaschutzanstrengungen mit Skepsis. Brasilien schloss sich indes der Allianz für ein ehrgeiziges Abkommen an, der die USA, die EU sowie Länder aus dem Pazifik, der Karibik, Afrika und Lateinamerika angehören.
Der Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Hans Joachim Schellnhuber, meinte, die Europäische Union hätte „ein bisschen ambitionierter auftreten können“. Laurent Fabius jedenfalls hofft, heute, Samstag, einen Vertrag vorlegen zu können, der „für die Menschheit ein großer Schritt voran sein wird“. Ursprünglich sollte das Abkommen schon Freitagabend angenommen werden. „Wenn man ein Abkommen als Fassade wollte, dann wäre das leicht zu schaffen“, meinte ein französischer Diplomat – aber man wolle eben mehr. Laut UNO-Regeln müssen sämtliche 196 Staaten zustimmen.
Uneinigkeit herrschte unter anderem noch darüber, wie das Ziel, die Erderwärmung auf höchstens zwei Grad Celsius zu begrenzen, erreicht werden soll.
Mit den bisher zugesagten nationalen Klimaschutzplänen würde die Temperatur auf der Erde um etwa 2,7 Grad steigen.