Die wahren Abenteuer sind immer noch im Kopf
Große Illusionen auf kleinem Raum: Das „Gestentheater“von Bêtes de foire beim Winterfest.
Der Artist auf dem Hochseil scheint keine Furcht zu kennen. Mit seinem Einrad tastet er sich vorwärts und wieder rückwärts. Dann werden ihm auch noch die Augen verbunden. Im winzigen Zelt sind „Ahs“und „Ohs“zu hören. Dass der Akrobat gar nicht aus Fleisch und Blut ist, sondern eine mit Gewichten gut ausbalancierte Drahtpuppe, macht nichts. Im „Petit Théâtre de Gestes“, der dritten Produktion des diesjährigen Salzburger Winterfests, geht es schließlich vor allem um die große Kraft von Illusionen. Mit vielen kleinen Tricks macht sie das Duo Bêtes de foire sichtbar. Freilich sieht Laurent Cabrol eher wie ein desillusionierter Antiakrobat mit Mr.-Bean-Miene aus, wenn er im Flohmarkt-Outfit durch die winzige Manege humpelt und mit leeren Händen jongliert. Aber auch damit lässt sich etwas zaubern: Zum Beispiel die Andeutung eines hypnotischen Rhythmus. Richtig virtuos jonglieren kann er natürlich ebenfalls: Mit Tischtennisbällen im Mund, oder mit Kugeln auf dem Boden, die unter den mürrischen Blicken der Kostümchefin dauernd wegrollen. Auch das wird zur Ausgangslage für eine gewitzte Choreografie der Hände. Alles in der winzigen Mane- ge wirkt wie ein Gegenentwurf zum großen Circuspomp: Die abgewetzten Kostüme, der schäbige Chic der Requisiten im Regal, der gekonnte Paartanz, den De Witte mit Händen, Füßen und einem Ganzkörperkostüm herbeiillusioniert. Und nicht zuletzt der kleine Hund, der als Raubtier herhalten muss. Als er sich endlich bequemt, den Reifen zu beachten, durch den er hüpfen soll, sind nicht nur die Künstler entzückt. Auch das Premierenpublikum am Donnerstag war es.