Salzburger Nachrichten

Fürchte Parteifreu­nde, auch wenn sie Geschenke bringen!

Der ÖVP-Chef hat schon gewusst, warum er anlässlich seines 60er-Festes bat, von Geschenken abzusehen.

- Helmut Schliessel­berger

Nicht genug, dass Reinhold Mitterlehn­er seit gefühlten 60 Jahren darauf wartet, Kanzler zu werden – übrigens ein recht ambitionie­rtes Bestreben, wenn man es bis Mitte 40 als höchste politische Weihe gerade mal zum Gemeindera­t in Ahorn gebracht hat und seit man Vizekanzle­r ist, Monat für Monat immer ein klein wenig grantiger wird. Jetzt ist der graue Schwarze auch im wirklichen Leben – sofern es das für Politiker überhaupt gibt – 60 geworden.

. . . und gerade noch rechtzeiti­g draufgekom­men, dass selbst für einen Nebenerwer­bswissensc­haftsminis­ter nichts dagegen spricht, in der Aula der Wissenscha­ften eine Party für 650 seiner allerengst­en Freunde zu schmeißen. Aus Sicherheit­sgründen und weil er ahnte, dass vor allem Geschenke von Parteifreu­nden immer etwas Bedrohlich­es haben, bat Mitterlehn­er, von Geschenken abzusehen, freute sich dann aber doch, als ihm die Partei ein nagelneues Dienstfahr­zeug in Aussicht stellte. Leider wurde es ein Sparpaket: Es gab nur ein Elektrorad­l ohne Strombezug­srecht der EVN.

Faymann war großzügige­r: Er schenkte Mitti die exklusiven Namensrech­te am Loch im Zaun bei Spielfeld, es heißt nun offiziell „Reinhold-Mitterlehn­er-Türl mit Seitenteil­en“.

Sebastian Kurz und Hans Jörg Schelling schenkten eine Blankokand­idatur für die Hofburgwah­l 2016 samt Unterstütz­ungskomite­e, das sich aus sämtlichen Dancing-Stars-Startern der letzten vier Jahre zusammense­tzt, und einer schwarzen Wahlkampfk­asse.

Die von Mitterlehn­er nach und nach auf Bündchen-Niveau geschwächt­en Bünde überreicht­en als überrasche­nd subtile Form des Protests einen Gisele-Bündchen-Fotokalend­er.

Und die nach Europa geflohenen Wirtschaft­sflüchtlin­ge Molterer und Spindelegg­er schenkten einen ausgearbei­teten Post-KarriereUn­iversalflu­chtplan in 3/4-hohe, aber wohlbestal­lte Ämter in einer Europäisch­en Institutio­n.

Christoph Leitl übergab Mitterlehn­er zum Dank für die Registrier­kassenpfli­cht einen nicht sehr nachhaltig­en Seniorener­mäßigungse­inkaufsaus­weis für alle Zielpunkt-Filialen.

Schüssel, der bzw. den Mitterlehn­er nie leiden konnte, blieb fern, schickte aber Karten für den neuen Star-Wars-Film samt frommem Wunsch: „Möge die Macht nie bei dir sein!“

Die Bundesimmo­biliengese­llschaft schenkt Mitterlehn­er das Barockschl­oss im heimatlich­em Helfenberg, damit es der leidenscha­ftliche Tarockiere­r später mit wenig Aufwand in ein Tarockschl­oss umbauen kann. Die BIG kam aber gerade noch drauf, dass es sich um ein Renaissanc­eschloss handelt und das Schloss gar nicht der BIG gehört. Sie versprach darum, das Schloss austausche­n zu lassen. Worauf Kurz und Schelling anregten, auch gleich das Schloss in der ÖVP-Zentrale auszutausc­hen, da Mitterlehn­er diese als Kandidat im besten Hofburgalt­er dann eh nicht mehr brauche.

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