Männliche Küken dürfen leben
Neben der Bio-Eierproduktion werden rund 400.000 Hähne gezüchtet.
In der modernen Lebensmittelproduktion ist für Sentimentalitäten kein Platz. Für jedes weibliche Küken einer Legehenne wird ein männliches Küken geopfert. Denn beim Schlüpfen ist der Nachwuchs ungefähr gleich verteilt, die Hähnchen gelten für die Mast aber als wertlos. Also müssen sie ihr Leben in einem CO2-Stoß aushauchen. Im Biobereich – rund ein Zehntel der heimischen Hendlsparte – macht einer der größten Eierproduzenten gemeinsam mit den großen Supermarktketten nun damit Schluss. Neben Spar und Rewe sind auch Hofer und Lidl an Bord.
Die Hähne sollen ebenfalls aufgezogen und nach etwa zehn Wochen als Suppenhahn, Grillfleischstücke oder Würste vermarktet werden – denn für ein Brathuhn mangelt es ihnen an Fleisch. Im Gegenzug werden die Bio-Eier nur geringfügig teurer – je nach Größe ungefähr zwischen ein und zwei Cent. Ein Bio-Ei im Supermarkt kostet etwa zwischen 45 und knapp 60 Cent.
Manfred Söllradl, Geschäftsführer der Firma Eiermacher in Kremsmünster(OÖ), deren Vertragsbauern jedes zweite Bio-Ei in Österreich liefern: „Das ist ein Quantensprung in der Hühnerhaltung. Wir sind froh, dass unsere Kunden da mitgegangen sind.“Pro Jahr soll das Projekt mindestens 400.000 Hähnen ein längeres Leben bescheren.
Am Donnerstag schlüpften in der Brutstelle der Eiermacher die ersten Küken der Zweinutzungsrasse Sandy, die dafür ausgewählt wurde. Die Rasse wird seit Jahrzehnten in Asien genutzt und legt so fleißig wie gute Legehennen vor 100 Jahren, also bis zu 260 Eier pro Jahr.
Ab Jänner soll es die ersten Sandy-Eier im Handel geben (sie sind cremefarben), ab März die Hähnchenprodukte. Die Umstellung dauert etwa bis Ostern 2017.
Parallel wird an einer automatischen Früherkennung des Geschlechts der Hühnerembryonen geforscht, das dauert noch Jahre.