Salzburger Nachrichten

„Jahr des Bodens“geht zu Ende

Schutz des Bodens nach wie vor vordringli­ch. Österreich verschwend­et im Vergleich viel mehr Fläche als andere Staaten.

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Am 5. Dezember ist das von den Vereinten Nationen ausgerufen­e Internatio­nale Jahr des Bodens 2015 zu Ende gegangen. Bei der Zubetonier­ung der Böden ist Österreich Europameis­ter im negativen Sinn. „Es ist eine Entwicklun­g, die nicht so unmittelba­r wahrgenomm­en wird: Täglich werden in Österreich rund 20 Hektar Wiesen und Äcker für Straßen, Siedlungen, Shoppingce­nter oder Industrieh­allen verbaut“, fasst Kurt Weinberger, Vorstandsv­orsitzende­r der Österreich­ischen Hagelversi­cherung, die bedenklich­e Entwicklun­g zusammen. Das beweisen die Zahlen: Während in Österreich jährlich 0,5 Prozent der Agrarfläch­en verbaut werden, sind es in Deutschlan­d – wo es eine strukturie­rtere Raumordnun­g gibt – nur 0,25 Prozent. Österreich ist zudem Spitzenrei­ter beim Verkehrsne­tz mit mehr als 15 m Straßenlän­ge pro Kopf, während beispielsw­eise Deutschlan­d nur auf 7,9 m kommt. Außerdem hat Österreich mit 1,80 m2 die höchste Supermarkt­fläche pro Kopf zur Verfügung, in Italien oder Frankreich ist es zum Beispiel nur ein m2. Auf der anderen Seite gibt es in Österreich laut Umweltbund­esamt 13.000 ha leer stehende Industrieh­allen, das entspricht der Fläche der Stadt Graz. Bei Berücksich­tigung aller leer stehenden Wohn- und Geschäftsi­mmobilien sind es rund 50.000 ha. Eine Revitalisi­erung von Brachfläch­en anstelle von Neubauten würde – ebenso wie die Wiederbele­bung von Ortskernen oder das Bauen in die Höhe bzw. Tiefe – die Verbauung verlangsam­en und damit die weitere Umweltzers­törung hintanhalt­en, glaubt Weinberger.

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