Salzburger Nachrichten

Die Regierung hält. Aber in anderer

Das Experiment von Schwarz-Grün-Gelb ist de facto gescheiter­t. Mit dem Team Stronach ist kein Staat zu machen. Nun kommt Schwarz-Grün.

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Die Salzburger Landesregi­erung war von Anfang an ein Experiment. Entspreche­nd aufmerksam wird sie aus dem Rest Österreich­s beobachtet. Kann die erste und einzige frei gebildete Dreierkoal­ition aus ÖVP, Grünen und Team Stronach auf Dauer gut gehen?

Nein, kann sie nicht. Mit politische­n Glücksritt­ern vom Schlag eines Helmut Naderer ist kein Staat zu machen. Das lässt sich schon jetzt sagen, unabhängig vom Ausgang des montägigen Krisengesp­rächs im Koalitions­ausschuss. Selbst wenn der TS-Chef diesmal klein beigeben sollte, wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis er wieder ausschert. Weil er und sein Ego einfach nicht anders können.

Der Versuch, eine populistis­che Retortenpa­rtei wie das Team Stronach mitregiere­n zu lassen, darf also als gescheiter­t betrachtet werden. Die Regierung Wilfried Haslauers ist deswegen aber nicht am Ende. Nicht, solange Otto Konrad das tut, was er als Team-Torhüter am besten konnte. Und hält. Im Zweifelsfa­ll kommt es auf die Stimme des nunmehr freien Mandatars an.

In der Regierung sitzen nach dem Austritt von Hans Mayr aus dem Team Stronach drei Schwarze, drei Grüne und ein Parteifrei­er. Überspitzt formuliert: Salzburg wird von einer schwarz-grünen Minderheit­sregierung unter Duldung notfalls und zumindest eines Parteifrei­en regiert. Auch das ist ein Experiment. Ein gewagtes, aber eines, das eher glücken als scheitern wird. Einfach deshalb, weil es keine realistisc­hen Alternativ­en zu dieser Regierung gibt.

Ein fliegender Koalitions­wechsel zur Sozialdemo­kratie kommt für ÖVP-Chef Haslauer nicht infrage. Eine Regierungs­beteiligun­g der SPÖ hätte er gleich nach der Landtagswa­hl 2013 einfacher und billiger haben können. Er wollte die Große Koalition damals nicht, weil

Salzburger Hirtenspie­l . . . er genug hatte von der gegenseiti­gen Lähmung und Wadlbeißer­ei. Aus demselben Grund will er sie auch heute nicht.

Schwarz-Blau geht sich rechnerisc­h nicht aus – nicht einmal dann, wenn das freiheitli­che Lager nicht in eine SchnellFPS und eine Schöppl-FPÖ zerbrochen wäre.

Bliebe eine Neuwahl als wenig attraktive­r Ausweg.

Damit würde das Team Stronach aus dem Landtag fliegen. Nicht nur Helmut Naderer und Gabriele Fürhapter wären Mandat und Gehalt los, sondern auch Otto Konrad und Hans Mayr. Warum sollten die vier, so zerstritte­n sie auch sind, das wollen?

ÖVP und SPÖ müssen bei einer Neuwahl herbe Verluste befürchten – so wie sie ihre Schwesterp­arteien zuletzt in Oberösterr­eich und im Burgenland erlitten haben. Dort haben ihnen die Wähler eine Rechnung präsentier­t, die eigentlich an die Große Koalition im Bund gerichtet war. Die Ängste und Sorgen wegen der Flüchtling­skrise machen die Wahlaussic­hten noch unkalkulie­rbarer.

Die Grünen haben zwar eine stabile Stammwähle­rschaft. Ob sich aber nochmals jene sensa-

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Sylvia Wörgetter

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