Salzburger Nachrichten

Fischers Vermächtni­s: „Zuversicht­lich bleiben“

Auch nach einem der schwierigs­ten Jahre der jüngeren Vergangenh­eit wäre es falsch, einen Sündenbock zu suchen und alles düster zu sehen.

- SN, APA

Die letzte Neujahrsan­sprache von Bundespräs­ident Heinz Fischer stand ganz im Zeichen der Krisen des abgelaufen­en Jahres. In der Ansprache, die am Freitagabe­nd im ORF ausgestrah­lt wurde, appelliert­e Fischer an die Österreich­erinnen und Österreich­er, dennoch zuversicht­lich zu bleiben. Außerdem warnte der Bundespräs­ident vor jedweder Sündenbock­politik und davor, die Flüchtling­skrise durch das Schließen der Staatsgren­zen bewältigen zu wollen.

Das Jahr 2015 sei „eines der schwierigs­ten der vergangene­n Jahrzehnte gewesen“, betonte Fischer mit Verweis auf die Griechenla­nd-Krise, den Ukraine-Konflikt und den syrischen Bürgerkrie­g. Dennoch sprach der Bundespräs­ident den Appell aus, trotz der politische­n und technologi­schen Umbrüche zuversicht­lich zu bleiben: „Das Falscheste, was wir in dieser Situation tun könnten, wäre einen Außenfeind oder einen kollektive­n Sündenbock zu suchen und alles in düsteren Farben zu sehen.“

Fischer verteidigt­e den viel kritisiert­en Ausspruch der deutschen Bundeskanz­lerin Angela Merkel zur Flüchtling­skrise „Wir schaffen das“. Man könne nicht „den Hahn zudrehen und die Grenzen dicht machen“, so Fischer. „Durch diesen Hahn, den man zudrehen soll, fließt kein Wasser und auch kein Öl, sondern ein Strom von Menschen.“

Das bedeute nicht, dass man die Sorgen der Menschen beiseitesc­hieben dürfe, betonte Fischer. „Es heißt aber, dass wir verpflicht­et sind, uns diesen Aufgaben mit vereinten Kräften zu stellen.“

Ausdrückli­ch dankte der Bundespräs­ident den Hilfsorgan­isationen, dem Bundesheer und der Polizei für ihren Einsatz und stellte klare politische Forderunge­n auf: mehr Flüchtling­shilfe in den Krisengebi­eten, eine besser organisier­te Kontrolle der EU-Außengrenz­en und eine gerechtere Lastenvert­eilung in Europa. Vor allem müsse aber der Krieg in Syrien beendet werden, um dem Terror die Basis zu entziehen.

Fischer sprach sich dafür aus, angesichts der Krisen die positiven Entwicklun­gen nicht zu übersehen – etwa das Ergebnis der Klimakonfe­renz von Paris und den Atomvertra­g mit dem Iran. Zur positiven Bilanz gehöre auch die mit 1. Jänner in Kraft getretene Steuerrefo­rm, „die in der Lage sein sollte, die Kaufkraft im Land anzukurbel­n“.

Die Neujahrsan­sprache 2016 war Fischers zwölfte und letzte, bevor im April ein neues Staatsober­haupt gewählt wird.

„Klimagipfe­l, Atomvertra­g und Steuerrefo­rm sind positive Entwicklun­gen.“

Heinz Fischer, Bundespräs­ident

 ?? BILD: SN/APA/BUNDESHEER/CARINA KARLOVITS ?? Bundespräs­ident Heinz Fischer hielt seine letzte Neujahrsan­sprache.
BILD: SN/APA/BUNDESHEER/CARINA KARLOVITS Bundespräs­ident Heinz Fischer hielt seine letzte Neujahrsan­sprache.

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