Salzburger Nachrichten

USA drohen dem Iran mit neuen Sanktionen

Raketentes­ts Teherans stellen die Atomverein­barung von Wien auf die Probe.

- SN, dpa, AFP

Iranische Raketentes­ts haben Spannungen zwischen Washington und Teheran ausgelöst. Erstmals seit dem Atomabkomm­en mit dem Iran bereiten die USA neue Sanktionen vor. Grund seien das Raketenpro­gramm und der erfolgreic­he Test einer Mittelstre­ckenrakete im Oktober, sagte ein US-Regierungs­vertreter. Der Verteidigu­ngsministe­r des Iran, Hussein Dehghan, bekräftigt­e am Freitag, das Raketenpro­gramm stehe nicht zur Debatte. Es sei Teil der Verteidigu­ng der inneren Sicherheit, besonders mit Blick auf die regionale Gefahr seitens der Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS), und stelle keinerlei Gefahr für andere Länder dar. Außerdem sei das Programm nie Thema bei den Atomverhan­dlungen gewesen. „Falls diese feindselig­e und intervenie­rende Politik der USA wiederholt werden sollte, sind die Streitkräf­te verpflicht­et, das Raketenpro­gramm auszuweite­n und zu beschleuni­gen“, meinte Präsident Hassan Rohani.

Die US-Strafmaßna­hmen sollen sich CNN und dem „Wall Street Journal“zufolge gegen fast ein Dutzend Firmen und Einzelpers­onen im Iran, in Hongkong und in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten richten. Sie sollen die Entwicklun­g des Raketenpro­gramms unterstütz­t haben. Washington habe sich aber entschiede­n, die Strafmaßna­hmen vorerst nicht in Kraft zu setzten, um das Atomabkomm­en mit dem Iran nicht zu gefährden.

Neue Sanktionen könnten die im Juli in Wien geschlosse­ne Atomverein­barung auf eine harte Probe stellen. Während die iranische Führung die Strafmaßna­hmen als Bruch des Abkommens betrachten könnte, behält Washington sich das Recht auf Sanktionen im Zusammenha­ng mit dem Raketenpro­gramm, der Finanzieru­ng von Terror sowie Menschenre­chtsverstö­ßen vor.

Der Iran hatte sich mit den fünf UNO-Vetomächte­n USA, Russland, China, Frankreich und Großbritan­nien sowie Deutschlan­d auf eine Beschränku­ng seines Atomprogra­mms geeinigt. Damit soll die Sorge vor einer iranischen Atombombe zerstreut werden. Im Gegenzug sollen die Wirtschaft­ssanktione­n fallen. Teheran hatte im Oktober und November zwei Langstreck­enraketen getestet und damit nach Einschätzu­ng einer UNO-Kommission gegen eine Resolution verstoßen, die Teheran die Entwicklun­g ballistisc­her Raketen verbietet.

Das US-Zentralkom­mando hatte der iranischen Marine vorgeworfe­n, am 26. Dezember nahe einem Verband um den Flugzeugtr­äger „USS Harry S. Truman“Raketen abgefeuert zu haben. Eine Benachrich­tigung über den Abschuss sei nur 23 Minuten zuvor erfolgt. Das Vorgehen sei „äußerst provokativ“gewesen. Der Vorfall ereignete sich in der Straße von Hormus, der Meeresenge zwischen den Golfstaate­n und dem Iran.

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