Jobwunder in Deutschland
Stellungnahme des Österreichischen Naturschutzbundes zur Aberkennung des Ehrendoktorats von Univ.-Prof. Dr. Konrad Lorenz durch die Universität Salzburg:
Der Österreichische Naturschutzbund ist über die Aberkennung des 1983 an unseren langjährigen Ehrenpräsidenten Univ.-Prof. Dr. Konrad Lorenz verliehenen Ehrendoktorats durch die Universität Salzburg zutiefst schockiert. Der Antrag zu dieser Auszeichnung kam außerdem von den damaligen Professoren der Naturwissenschaftlichen Fakultät dieser Universität selbst und nicht von Konrad Lorenz, wie man in der Öffentlichkeit aus dem beleidigenden Wort „erschlichen“meinen könnte. Pikanterie: Die Universität Salzburg hat Konrad Lorenz mehr oder weniger gebeten, diese Ehrendoktorwürde nach einem Beschluss der Naturwissenschaftlichen Fakultät anzunehmen, denn er hätte diese wirklich nicht gebraucht. Diese Aberkennung ist ohnehin ein geradezu lächerlicher Versuch, einen weltweit geschätzten, von vielen Universitäten ausgezeichneten österreichischen Wissenschafter und Nobelpreisträger zu disqualifizieren. Konrad Lorenz unterstützte gerade in den schwierigen Nachkriegsjahrzehnten die österreichischen Naturschutzpioniere sehr mit Rat und Tat und bot ihnen durch seine Persönlichkeit ein starkes Rückgrat. Konrad Lorenz hat wie kaum ein anderer Verhaltensbiologe den human-humanistischen Bezug des Menschen zur Natur und seiner Umwelt formuliert und gelebt. Er hat sich aber auch selbst mutig und fachlich versiert weltweit für die Erhaltung einer lebenswerten Umwelt eingesetzt. Die Abwehr des Kernkraftwerkes Zwentendorf und die Erhaltung der Donauauen östlich von Wien sind nur zwei Beispiele in Österreich. Gerade bei Letzterem waren die intensiven Gespräche zwischen Konrad Lorenz und Bundeskanzler Dr. Fred Sinowatz von entscheidender Bedeutung.
Für den Österreichischen Naturschutzbund ist es außerdem unfassbar, wie es unter einem Rektor, der aus der Theologischen Fakultät kommt, möglich war – noch dazu kurz vor Weihnachten –, einer um den Schutz unseres Lebensraumes hochverdienten Persönlichkeit posthum eine Ehrung abzuerkennen. Hat nicht erst kürzlich Papst Franziskus in seiner Umweltenzyklika „Laudato si“die Staaten der Welt eindringlich aufgerufen, Verantwortung für die Schöpfung zu übernehmen und diese für spätere Generationen zu bewahren? Konrad Lorenz hat sich dafür beispielhaft eingesetzt!
Die Unterzeichner dieser Stellungnahme betrachten die Aberkennung der Ehrendoktorwürde für Konrad Lorenz als eine international diffamierende Schande für die Universität Salzburg. Prof. Dr. Eberhard Stüber e. h. Univ.-Prof. i. R. Dr. Roman Türk e. h. Ehrenpräsident des ÖNB und Bundesvorsitzender des ÖNB Ehrendoktor der Universität Salzburg Hans Kutil e. h. Landesvorsitzender NB Salzburg Unser deutscher Nachbar ist uns – gemessen an der Einwohnerzahl – um das Zehnfache überlegen. Des Weiteren ist die volkswirtschaftliche Struktur und Ausprägung eine teilweise ganz andere als in Österreich. Deutschland verfügt über einen enormen industriellen Sektor und ist in nahezu allen Sparten weltweit vertreten und in den Medaillenrängen. Als Basis für den langfristigen Erfolg und die regelmäßig ausgewiesenen Spitzenergebnisse sind beispielsweise das Ausbildungssystem, die Grundlagenforschung und Entwicklung, universitäre Einrichtungen, ein leistungsfähiger Dienstleistungssektor und natürlich auch die immense Kaufkraft zu nennen. Neben den Großkonzernen gibt es als Rückgrat für die Volkswirtschaft einen starken und engagierten Mittelstand und Kleinunternehmen. Ein entsprechend starker Pol sind allerdings auch das Arbeitsverfassungsgesetz, die Gewerkschaften und Betriebsräte. Nicht zuletzt ein sehr enges und stringentes Steuergesetz. Und die Deutschen haben eine in den meisten Fällen einige, entscheidungsfähige und umsetzungsstarke Regierung mit Mut zum Handeln. Und Österreich?
All diese Industriezweige gibt es auch in Österreich. Wir haben zwar keine Autoindustrie mit Weltgeltung (allerdings auch bei negativen Schlagzeilen), aber eine kompetente Zulieferindustrie. Unsere Forschungsunternehmen im chemischen und pharmazeutischen Sektor, in der Metallurgie, in der Fahrzeugindustrie etc. sowie unsere Maschinenindustrie haben einen exzellenten Ruf. Es gibt Unternehmen mit Weltruf und Marktführerschaft, deren Produkte und Leistungen auf allen Kontinenten gefragt sind, um ebenfalls nur ein paar Beispiele zu nennen. Alles aber im Maßstab 1:10, so auch das BSP. Und wir haben ein attraktives Land mit herrlicher Umgebung, das für Menschen aus aller Herren Länder immer wieder als Reise- und Urlaubsziel gewählt wird. Kunst und Kultur haben einen hohen Stellenwert. Insgesamt ein schönes Paket mit sehr gutem Inhalt. Was es aber bei uns noch gibt: Österreich hat viel mehr Arbeitslose als Deutschland. Gemessen an den 2,633 Mill. in Deutschland und 0,430 Mill. in Österreich und mit dem Faktor 0,1 umgerechnet, sind es +63,3 Prozent, also beinahe 2/3 mehr als beim nördlichen Nachbarn. Österreich hat eine passive, ja fast lahme Regierungsspitze, die zwar Lösungen sucht, aber keine findet, dafür mit sich selber und täglichen operativen Meinungsverschiedenheiten und Streitereien ausgelastet ist. Österreich hat Gewerkschafter mit einer hohen Kompetenz in Sachen Unternehmensführung, die überall mitreden und das meiste blockieren. Eine behindernde Bürokratie und Gesetzesflut, die manchmal sogar Fachleute verzweifeln lässt, und dergleichen. Wir haben sogar ausgewiesene Experten für Spezialstatistiken zur Verwaltung von Arbeitslosen. Ebenfalls etc. Wir brauchen nicht mehr von dem, was uns bereits belastet, sondern was die Menschen befreit und Leistungsmotivation bringt. Von den täglichen Lippenbekenntnissen und Beschwichtigungsreden, Durchhalteparolen und bedeutungsvollen Ansprachen haben wir genug. Verteilen und verschenken ist nicht genug, man braucht auch Perspektiven und Land in Sicht. Reagieren nach dem Prinzip „Wenn sich die Zahlen nicht ändern, müssen sich die Köpfe ändern“. Josef Landlinger,