Wirtschaftsgeschichte aus sehr persönlicher Sicht
Man kann den erfolgreichen Wiederaufbau der österreichischen Wirtschaft nach Wiedererlangen der staatlichen Souveränität 1955 an Fakten festmachen. Das ergäbe eindrucksvolle Zahlen, aber ein trockenes Buch. Oder man kann jene zu Wort kommen lassen, die all das aus nächster Nähe erlebt haben – und so das Geschehene zu leicht lesbarem Stoff verarbeiten. Oral History – Geschichte von Zeitzeugen erzählt –, dieser Methode bedient sich der Ex-Banker und Industrielle Herbert Cordt in seinem Buch über den Aufstieg der österreichischen Wirtschaft.
Zu Wort kommen viele, die hautnah dabei waren, etwa beim Untergang von Österreichs verstaatlichter Industrie, wie die ExFinanzminister Ferdinand Lacina und Hannes Androsch. Er hält Lacina vor, beim IntertradingSkandal zu früh die Nerven verloren zu haben. Die persönliche Rückschau der Akteure offenbart freilich auch Einblicke in oft sehr merkwürdige Abläufe. Etwa wenn Ex-Steyr-Generaldirektor Rudolf Streicher schildert, dass er vom SDP-Verkauf an Frank Stronachs Magna-Konzern erst erfuhr, als der Deal längst perfekt war. Ganz zu schweigen von den abenteuerlichen Vorgängen beim Verkauf der Creditanstalt, mit dem sich Österreich in der internationalen Finanzszene zur Lachnummer machte. Viele andere, von Josef Taus über Herbert Krejci bis zu Franz Vranitzky, bat Cordt zum Gespräch. Entstanden ist ein kurzweiliger Streifzug durch die jüngere Wirtschaftsgeschichte, wobei man sich beim Lesen manchmal fragt, warum sich Österreich trotz allem, was geschah, so gut entwickeln konnte.
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