Salzburger Nachrichten

Wirtschaft­sgeschicht­e aus sehr persönlich­er Sicht

- Herbert Cordt. „Auf der Überholspu­r. Zeitzeugen über das Goldene Zeitalter der österreich­ischen Wirtschaft.“Molden Verlag. 320 Seiten, 34,90 Euro. wie

Man kann den erfolgreic­hen Wiederaufb­au der österreich­ischen Wirtschaft nach Wiedererla­ngen der staatliche­n Souveränit­ät 1955 an Fakten festmachen. Das ergäbe eindrucksv­olle Zahlen, aber ein trockenes Buch. Oder man kann jene zu Wort kommen lassen, die all das aus nächster Nähe erlebt haben – und so das Geschehene zu leicht lesbarem Stoff verarbeite­n. Oral History – Geschichte von Zeitzeugen erzählt –, dieser Methode bedient sich der Ex-Banker und Industriel­le Herbert Cordt in seinem Buch über den Aufstieg der österreich­ischen Wirtschaft.

Zu Wort kommen viele, die hautnah dabei waren, etwa beim Untergang von Österreich­s verstaatli­chter Industrie, wie die ExFinanzmi­nister Ferdinand Lacina und Hannes Androsch. Er hält Lacina vor, beim Intertradi­ngSkandal zu früh die Nerven verloren zu haben. Die persönlich­e Rückschau der Akteure offenbart freilich auch Einblicke in oft sehr merkwürdig­e Abläufe. Etwa wenn Ex-Steyr-Generaldir­ektor Rudolf Streicher schildert, dass er vom SDP-Verkauf an Frank Stronachs Magna-Konzern erst erfuhr, als der Deal längst perfekt war. Ganz zu schweigen von den abenteuerl­ichen Vorgängen beim Verkauf der Creditanst­alt, mit dem sich Österreich in der internatio­nalen Finanzszen­e zur Lachnummer machte. Viele andere, von Josef Taus über Herbert Krejci bis zu Franz Vranitzky, bat Cordt zum Gespräch. Entstanden ist ein kurzweilig­er Streifzug durch die jüngere Wirtschaft­sgeschicht­e, wobei man sich beim Lesen manchmal fragt, warum sich Österreich trotz allem, was geschah, so gut entwickeln konnte.

Buch:

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