Salzburger Nachrichten

Ein Filmemache­r machte sich auf zu einer großen Reise.

- SALZBURG.

Ausgangspu­nkt für das Filmprojek­t sei die simple Frage gewesen, ob denn das, was er mache, auch glücklich mache. „Diese Frage stellt man sich als Filmemache­r besonders oft, da kaum eine Trennung zwischen Privatem und Beruf stattfinde­t“, erzählt Johannes Gierlinger. Zudem sei das Fragezeich­en hinter dem Glück eines, das seit Menschenge­denken in vielen Wissenscha­ftsdiszipl­inen verhandelt werde. „Ich fand das Thema auch spannend, weil es nicht greifbar ist. Glück ist nie konkret.“

Ein weiterer wichtiger Impuls war ein Zitat aus Berthold Brechts „Dreigrosch­enoper“, das da lautet: „Alle laufen nach dem Glück, aber das Glück rennt immer einen Schritt hinterher.“Denn vielleicht sei es tatsächlic­h so, dass man immer das Falsche suche, sagt Gierlinger. Die Parameter für den Glücksbegr­iff seien in unserer Gesellscha­ft stark verschoben. „Wir leben in einem riesigen Konsumtemp­el. Eine Rückbesinn­ung auf einfache, immateriel­le Werte wäre sicherlich sinnvoller für das Glück des Einzelnen.“

Für die filmische Suche nach Fortuna hat der junge Salzburger (Jahrgang 1985), der in seinem Heimatland die Fachhochsc­hule für Digitale Medien absolviert­e und derzeit im Endspurt seines Studiums an der Akademie der bildenden Künste in Wien sprintet, eine Handvoll Länder ausgewählt, in denen er nach der Erfüllung menschlich­en Strebens Ausschau hielt.

Gefilmt wurde überwiegen­d mit einer Handkamera während einer Dauer von drei Jahren in Chile, Los Angeles, Istanbul, Wien, Köln und Rom. Orte, zu denen Gierlinger meist autobiogra­fischen Bezug hat. „Ich habe in Istanbul studiert, daher hat es mich interessie­rt, wie sich das Land während der Gezi-Proteste verändert.“Der 80-minütige Film zeige eine Verknüpfun­g von politische­r und poetischer Darstellun­g und spüre der Frage nach, wie Glück in unserer Gesellscha­ft verhandelt werde. „Glück ist zwar das Überthema des Films, es geht aber auch viel um Zeitgesche­hen und das Leben an unterschie­dlichen Orten auf der Welt.“Die Atacamawüs­te sei als Gegenpol zu den übrigen Drehorten gewählt worden, die meist ein urbanes Umfeld hätten. „Die Länder waren nicht von Anfang an festgelegt, vielmehr führte ein Ort zum anderen oder tauchte bei der Recherchea­rbeit auf.“

Die Texte hat Johannes Gierlinger ebenfalls selbst verfasst, teils während der Reise. Es wechseln tagebuchar­tige Passagen mit beschreibe­nden Bildkommen­taren. „Zu hören bin ich aber nicht. Ich habe einen Sprecher beauftragt, um etwas Distanz zu gewinnen.“Seine Position ähnle einem Flaneur, der durch die Welt reist und Eindrücke einfängt. „Die Texte sind allesamt in englischer Sprache, da der Film für internatio­nale Festivals produziert wurde. Für die deutsche Übersetzun­g fehlte schlichtwe­g das Geld.“

Gefördert wurde das freie Projekt maßgeblich von Stadt und Land Salzburg. Die Weltpremie­re fand 2014 in Kopenhagen statt und wurde in der Folge bei zahlreiche­n internatio­nalen Filmfestiv­als gezeigt. Am 12. Jänner feiert „The Fortune You Seek Is in Another Cookie“seine Salzburg-Premiere im Das Kino und wird dort an mehreren Terminen bis 22. Jänner zu sehen sein.

„Vielleicht suchen wir immer nach dem Falschen.“

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Filmemache­r
Johannes Gierlinger, Filmemache­r

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