„An Fried, an Gsund, an Reim“
Im Perchtenlauf werden die guten Geister geweckt, das Böse und die Finsternis vertrieben. Der Pongauer Perchtenlauf hat eine lange Tradition, seit 1775 ist er urkundlich belegt.
Heuer war im Pongau die Stadt Bischofshofen an der Reihe mit dem groſsen Perchtenlauf. Hunderte verkleidete Männer entführten die vielen Zuschauer in eine mystische Welt längst vergangener Tage. Mehr als 6000 Besucher säumten gestern, Sonntag, die Straſsen des Zentrums von Bischofshofen.
Für die Völker der Alpen waren Winter, Kälte und Finsternis früher eine Zeit der Bedrohung, ja sogar eine Existenzfrage. Wenn Schnee auf den ohnehin kargen Äckern lag, gab es nichts zu ernten – dann waren Not und Hunger nicht fern. Die Menschen sehnten das Wiedererwachen der Natur herbei. Um das zu unterstützen, versuchten sie mit Ritualen, die bösen Dämonen zu vertreiben und den guten Geistern den Weg zu bereiten. Der mystische Pongauer Perchtenlauf, seit 1775 urkundlich belegt, geht auf dieses Treiben nach der Wintersonnenwende zurück: Kälte, Dunkelheit, Unholde und Dämonen stehen für das Böse, das überwunden werden muss. Licht, Sonne und Wärme hingegen bedeuten Leben und neue Fruchtbarkeit. Sie werden von den guten Geistern verkörpert.
Die Schön-, Spiegel- oder Tafelperchten stehen im Zentrum des Geschehens. Sie sind Glücksbringer und Fruchtbarkeitsspender. In Bischofshofen waren heuer elf Schönperchten zu bewundern, die von Perchtenhauptmann Karl Seiringer durch die Stadt geführt wurden. Über sechzig Mal lieſs er seine Tafelperchten tanzen und wünschte den Menschen „an Fried, an Gsund und an Reim“. Eine untrennbare Einheit bilden mit den Schönperchten die Schiachperchten, wobei die furchterregenden Gesellen aber auf der Verliererseite stehen: Das Gute, das Schöne hat Macht über das Böse.
Rund um die eigentlichen Perchten haben sich im Laufe der Jahrhunderte eine groſse Anzahl von Gruppen gebildet, die ebenfalls den Winter austreiben wollen. Der Vorreiter mit dem Holzpferd etwa steht für das „goldene Sonnenross“. Die Klöcker und Schnalzer versuchen, mit ihrem Peitschenknall die Lebensgeister aus dem Winterschlaf zu wecken. Körblweibl und Körblmandl gehen auf den Dreiſsigjährigen Krieg zurück, Schindlmandl, Werchmandl und Zapfenmandl erinnern an Waldmenschen und erste Siedler. Ein Glücksbringer ist der Rauchfangkehrer: Ein gereinigter Kamin garantiert besseres Feuer und damit Wärme und Überleben.
Hexen und Kraxenträger, die Heiligen Drei Könige, „Herodes mit seinen Schergen“, das Doppeljoch, ein Tanzbär und sein Treiber, Kasperl und der Hanswurst, Henker und Richter und der Schneider mit seiner Riesenschere sind weitere Elemente des Bischofshofner Perchtenlaufs.
Heuer erstmals mit dabei waren zwei prächtige Glockenperchten, die von Rupert Kreuzberger und Alois Steinbacher angefertigt wurden. Unterstützt wurden die vielen „Mander“der Trachtengruppe D’Hochgründecker und anderer Vereine von der Blasmusik. Da hat es Bischofshofen besonders gut: Mit der Eisenbahnermusikkapelle, der Bauernmusikkapelle und der Trachtenkapelle aus Pöham kann die Stadt gleich auf drei heimische Orchester zurückgreifen.
Nächstes Jahr am Dreikönigstag ist wieder die Bezirkshauptstadt St. Johann mit dem Pongauer Perchtenlauf an der Reihe.