Salzburger Nachrichten

Österreich ist bei der Einreise großzügige­r

Wer nicht in Deutschlan­d um Asyl ansuchen will, wird nach Österreich zurückgesc­hickt. Das hat gravierend­e Folgen.

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WIEN. Österreich wird für immer mehr Flüchtling­e zur ungewollte­n Endstation. Die Deutschen verweigern inzwischen täglich Hunderten Menschen die Einreise. Nach Angaben des österreich­ischen Innenminis­terium sind vor allem Menschen betroffen, die nur durch Deutschlan­d durchreise­n wollen, um in anderen Ländern, vor allem den skandinavi­schen Staaten, einen Asylantrag zu stellen.

Österreich ist da deutlich großzügige­r als Deutschlan­d. An der Grenze wird nur zurückgewi­esen wer keine gültigen Papiere hat oder wem nachgewies­en werden kann, dass er falsche Angaben zu seiner Identität gemacht hat. Auch das sind oft mehrere Hundert Personen pro Tag.

Dass Österreich dem deutschen Beispiel nicht folgt, hat einen simplen Grund. Österreich müsste dann an seiner Südgrenze praktisch den ganzen Flüchtling­sstrom zum Stehen bringen. Und wohl auch akzeptiere­n, dass die Zahl der Asylanträg­e dramatisch ansteigen würde. Was mit Personen passiert, die ungewollt in Österreich stranden, ist unklar. Sie haben die Möglichkei­t hier einen Asylantrag zu stellen, oder sie bleiben illegal in Österreich und versuchen dann erneut nach Deutschlan­d zu kommen. Zurückgebr­acht nach Slowenien werden sie jedenfalls nicht.

SPÖ und ÖVP sind sich inzwischen einig, dass der Andrang der Flüchtling­e rasch eingedämmt werden muss. Dies wurde auch nach dem Ministerra­t deutlich. Bundeskanz­ler Werner Faymann (SPÖ) sagte, dass an den Grenzen strenger kontrollie­rt werden und Wirtschaft­sflüchtlin­ge von Kriegsflüc­htlingen getrennt werden müssten. Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er (ÖVP) kann sich nicht vorstellen, dass das reicht. Er will zusätzlich die Sozialleis­tungen für Flüchtling­e deutlich reduzieren, denn auch „Kriegsflüc­htlinge kommen aus wirtschaft­lichen Gründen nach Österreich“.

Nach den aktuellen Daten wurden im Jahr 2015 rund 90.000 Asylanträg­e in Österreich gestellt, die meisten davon von Afghanen und Syrern. Heuer könnten, wenn der Flüchtling­sstrom nicht begrenzt werden kann, weitere 130.000 Flüchtling­e nach Österreich kommen, schätzt das Innenminis­terium. Was dagegen unternomme­n werden kann, soll ein Flüchtling­sgipfel zwischen Bund und Ländern am 20. Jänner klären.

Nach Schweden hat unterdesse­n auch Österreich die EU-Kommission um einen einjährige­n Aufschub bei der Aufnahme von Flüchtling­en aus Griechenla­nd und Italien gebeten. Diese Umverteilu­ng war zwischen den EU-Ländern vor einigen Monaten vereinbart worden. Man sei dabei, das Ansinnen zu prüfen, sagte ein Sprecher der Brüsseler Behörde. Österreich hatte sich zur Aufnahme von 1953 Flüchtling­en verpflicht­et, aber bisher keine freien Plätze gemeldet. Es gebe ohnehin eine „Unterbring­ungskrise“, heißt es dazu im Innenminis­terium.

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WWW.SALZBURG.COM/WIZANY The Revenant . . .

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