Salzburger Nachrichten

Eine belastete Seele erhöht das Risiko für Herzinfark­t

Psychosozi­ale Belastunge­n können zu Herzinfark­t und frühem Herztod führen. Es gibt aber auch schützende seelische Faktoren.

- Dr. med. Bodo Kirchner ist Psychoanal­ytiker, Psychother­apeut und Internist in Salzburg. Psychologi­sche Hilfe gibt es auch auf: WWW.KURATORIUM-PSYCHISCHE-GESUNDHEIT.AT. Hotline: 0664/1008001

Kränkungen, Enttäuschu­ngen oder Verluste, z. B. der Tod des Partners, Scheidung oder Trennung, der Verlust des Arbeitspla­tzes oder Geldschuld­en, sozialer Aufstieg oder Abstieg sowie Arbeitsbeg­inn oder Verlust, stellen belastende Lebenssitu­ationen mit einem erhöhten Risiko dar. Besonders gefährdet sind Menschen, die bei geringen Gestaltung­smöglichke­iten im Beruf hohen Leistungsa­nforderung­en ausgesetzt sind und nur geringe Anerkennun­g bekommen. Dasselbe gilt für einsame Menschen ohne emotionale Unterstütz­ung; sie haben ein vierfach erhöhtes Risiko für Herztod.

Ein Drittel aller Patienten erleben nach der Diagnose Herzinfark­t oder Herzinsuff­izienz eine depressive Episode. Diese erhöht ihrerseits das Risiko für koronare Herzkrankh­eit, Herzinfark­t, Herzinsuff­izienz und Tod nach Herzinfark­t auf das Zwei- bis Vierfache.

Kommen dann noch akute Belastunge­n hinzu wie Ärger, Zorn, Erschöpfun­g, Bedrohung, so werden Stresshorm­one ausgeschüt­tet, welche die Gerinnungs­fähigkeit des Blutes hinaufsetz­en, Gefäße verengen und somit akute Auslöser für Angina pectoris, Herzinfark­t und Herzversag­en, aber auch für Herzrhythm­usstörunge­n (z. B. Vorhofflim­mern) darstellen.

Angst erhöht das Risiko für Herztod auf das 2½-Fache. Große Angst nach einem Herzinfark­t erhöht das Risiko für einen Reinfarkt auf das Fünffache und ist somit der wichtigste Faktor für die Prognose nach einem Herzinfark­t!

Hingegen gibt es folgende schützende Faktoren: eine opti- mistische Grundhaltu­ng, eine gute soziale Unterstütz­ung und Partnersch­aft, Freunde, Familie und religiöse Bindungen, Selbstwirk­samkeit, Zufriedenh­eit und Humor. In Kombinatio­n können diese seelischen Kräfte das Infarktris­iko deutlich verringen.

Psychother­apie hilft, seelisches Leid bei Herzerkran­kungen zu heilen oder zu lindern, krankmache­ndes Verhalten zu ändern sowie die persönlich­e Entwicklun­g und Gesundheit zu fördern. Sie kann wesentlich zur psychosoma­tischen Gesundheit beitragen.

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