Salzburger Nachrichten

Die Bundesländ­er sollen die Militärmus­ik bezahlen

Das Beispiel Blasmusik zeigt, dass die Aufgaben in Österreich besser verteilt werden müssen.

- Alexander Purger WWW.SALZBURG.COM/PURGER

Es ist die zweite 180-Grad-Wendung, die wir binnen weniger Monate erleben. Zunächst in der Asylfrage, wo die SPÖ ganz auf die Linie der ÖVP eingeschwe­nkt ist und jetzt entschloss­en in die genau entgegenge­setzte Richtung marschiert als davor. Nun passiert genau das gleiche Manöver im Bundesheer.

Zerstörung der Miliz, Reduzierun­g oder Abschaffun­g des Grundwehrd­ienstes, Entmachtun­g der Militärkom­manden, Verkauf von Kasernen, Abbau der Rüstung und der Mannstärke­n – alles, was in den vergangene­n zehn Jahren als Stein der Militär-Weisen galt, ist nun plötzlich als falsch erkannt worden.

Wenn Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ) schon dabei ist, mit den Irrtümern seiner Vorgänger aufzuräume­n, sollte er sich gleich auch des Themas Militärmus­ik annehmen. Wie erinnerlic­h, hat sein Vorgänger wegen einer verschwind­end geringen Einsparung­ssumme die Halbierung der Militärkap­ellen verfügt (außer derjenigen in Wien) und da- für beträchtli­che Folgeschäd­en für die heimische Volksmusik in Kauf genommen.

Nicht, dass es die Aufgabe des Verteidigu­ngsministe­rs wäre, sich um den Nachwuchs der Trachtenmu­sikkapelle­n zu kümmern. Dafür sind die Landeshaup­tleute da. Von ihnen kam daher der Vorschlag an Doskozils Vorgänger Gerald Klug, die Halbierung der Militärmus­ik auf Kosten der Bundesländ­er rückgängig zu machen. Die Länder erklärten sich also bereit, die angepeilte Einsparung­ssumme zu refundiere­n (kurzfristi­g geht es um zwei Millionen Euro), wenn dafür die Militärkap­ellen in voller Stärke erhalten bleiben und so viele Musikanten ausbilden wie bisher.

Warum Klug diesen Vorschlag als unmöglich zurückwies, ist nicht bekannt. Da im Bundesheer jetzt aber ohnehin alles anders ist, könnte Doskozil durchaus zugreifen. Denn es ist nicht der Auftrag des Bundesheer­es und des Bundes, sich um das Gedeihen der Blasmusik zu kümmern. Aber wenn den Bundesländ­ern dieses Anliegen wichtig ist und sie dafür Geld ausgeben wollen, warum nicht? Auch bei den Pflichtsch­ullehrern zahlen die Länder schließlic­h aus der eigenen Tasche dazu, wo sie dies zum Erhalt von Kleinschul­en in entlegenen Tälern für notwendig erachten.

Man kann darin sogar ein Modell für eine neue, klare Aufgabenve­rteilung in Österreich sehen. Jeder soll das tun, was er am besten kann. Die Länder können nicht die Landesvert­eidigung organisier­en, das muss der Bund machen. Der Bund kann nicht auf die unterschie­dlichen regionalen Bedürfniss­e der Bevölkerun­g eingehen, das müssen die Länder oder auch die Gemeinden tun. Dazu brauchen die Bundesländ­er die notwendige­n finanziell­en Mittel und sollten daher – selbstvers­tändlich ohne Erhöhung der Gesamtsteu­erbelastun­g – eigene Steuern einheben. Das wäre eine 180Grad-Wendung zu echtem Föderalism­us.

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