Salzburger Nachrichten

Zu viel Milch: Die Bauern müssen sich selbst helfen

Der Erzeugerpr­eis ist im Keller. Die Landwirte sollen den Kälbern länger Milch füttern, Trockenmil­ch ersetzen und weniger Kraftfutte­r verwenden.

- Franz Eßl, LWK-Präsident

TAMSWEG, HOF. Der steigende Milchübers­chuss und der sinkende Erzeugerpr­eis waren ein Hauptthema auf den Bauernvers­ammlungen am Wochenende. Sowohl beim Bundesbaue­rnrat des ÖVP-Bauernbund­es in Hof als auch in der Vollversam­mlung der Salzburger Landwirtsc­haftskamme­r in Tamsweg. Dort standen ausnahmswe­ise nicht Forderunge­n an die Politik und den Handel im Mittelpunk­t. Sondern: „Was die Bauern selbst machen können“, sagt Kammerpräs­ident NRAbg. Franz Eßl.

Nur mehr rund 28 Cent netto bekommen die Landwirte von ihrer Molkerei für ein Kilogramm konvention­elle Milch. Nach dem Wegfall der Mengenbegr­enzung (Milchquote) in der EU im April 2015 hat die angeliefer­te Milch- menge um fünf Prozent und in den vergangene­n Monaten zum Teil weit über zehn Prozent zugenommen. Die Milchbauer­n müssen versuchen, das Überangebo­t zu verringern. „Unser Vorschlag ist, an die Kälber etwa einen Mo- nat länger Milch zu verfüttern“, sagt Eßl. Und jene Bauern, die ihren Kälbern keine Vollmilch geben, sondern Milchausta­uscher (Trockenmil­ch), die aus dem Ausland kommen, könnten umsteigen. „Wir wollen nicht nur von den anderen etwas verlangen, sondern auch selbst etwas tun.“Es könnte auch der Einsatz von Kraftfutte­r reduziert werden, sodass Kühe weniger Milch geben.

Besser ist die Situation bei Biobauern. Diese bekommen um die 42 Cent je Kilo. Aber ein Umstieg ist nicht so einfach. Die Umstellung würde in vielen Fällen – z. B. in puncto Boden und Dünger – zwei Jahre dauern, gibt der Bauernvert­reter zu bedenken. Außerdem sei nicht sicher, dass der Biotrend so anhalten werde.

Die Kammerwahl im Februar 2015 hatte Franz Eßl gewonnen – noch vor dem Aus für die Quote. Er hatte sich, was die Milchpreis­entwicklun­g betrifft, immer wieder optimistis­ch gezeigt. Und jetzt? „Erstens muss man sagen, dass vor sechs Jahren das Preisnivea­u noch tiefer war. Ich gebe zu, dass ich in einem Punkt vielleicht eine Fehleinsch­ätzung hatte.“Dass die Anlieferun­g so stark steigt, habe er nicht erwartet.

„ Wir wollen nicht nur fordern, sondern auch selbst etwas tun.“

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