Der Kreml kühlt den Syrien-Konflikt vorerst ab
Russland hat seine Ziele erreicht. Das sagt Präsident Wladimir Putin. Der Kampf gegen den IS zählte offenbar nicht dazu.
Wladimir Putin überrascht. Er fährt seine militärische Hilfe für das Assad-Regime in Syrien zurück. Von einem Abzug kann zwar keine Rede sein. Laut russischen Quellen sollen rund 1000 Mann in Syrien bleiben. Auch die Luftangriffe werden nicht völlig stoppen. Doch das Ausmaß der Intervention schrumpft – falls Putin Wort hält. Russland habe seine Ziele in Syrien weitgehend erreicht, betont er.
Gleichzeitig gibt es Berichte, wonach auch die libanesische Hisbollah, der wichtigste Verbündete Assads am Boden, Truppen zurückbeordert. Ein Schritt, der nur mit Zustimmung des Hisbollah-Schutzherrn Iran vorstellbar ist.
Zuletzt waren Unstimmigkeiten zwischen dem syrischen Regime und seinen militärischen Überlebensgaranten immer deutlicher geworden. Zuletzt hatte ein selbstbewusster Assad gar von einer völligen Rückeroberung seines Reichs fantasiert. Russland dagegen drängt genauso wie die USA und die EU massiv auf Fortschritte bei den Genfer Friedensgesprächen. Ein Teilrückzug des Kreml und der Hisbollah aus Syrien würde helfen, das Assad-Regime an den Verhandlungstisch zu zwingen.
Sollte es der Kreml für notwendig halten, kann der Einsatz in Syrien jederzeit wieder hochgefahren werden. Das ist ein Muster, das die Welt aus der Ostuk- raine kennt. Was aber waren – oder sind – Russlands Ziele in Syrien? Zum einen ist das befreundete Assad-Regime gestärkt. Noch im vergangenen Sommer stand es vor dem Sturz. Revolutionen dieser Art aber lehnt Putin grundsätzlich ab. Folgewirkungen könnten ja bis Moskau reichen.
Zum anderen hat Russland auf internationaler Bühne Gewicht zugelegt. Fünf Monate nach Beginn seiner Kampagne in Syrien kann Wladimir Putin als Staatsmann bei Friedensverhandlungen auftreten, egal wie viel neue Zerstörung, zusätzliche Tote und noch mehr Flüchtlinge es gegeben hat.
Bei einer Fortführung der Angriffe wäre auch nicht mehr viel zu gewinnen gewesen. Aus der Luft sind die Rebellen nicht zu besiegen. Russland liefe nur Gefahr, immer tiefer aufseiten des massenmörderischen Assad-Regimes in den Konflikt verwickelt zu werden. Vor allem aber kann sich der Kreml einen teuren Krieg nicht leisten. Historisch niedrige Ölund Gaspreise und westliche Sanktionen setzen Russland dramatisch zu.
Mit seinem Rückzug gesteht Putin aber auch ein, dass der „Islamische Staat“(IS) nie ganz oben auf der Prioritätenliste gestanden ist – das war nur gelogen.