Salzburger Nachrichten

Vielvölker­nation soll Hindu-Regeln folgen

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werden, die zunehmend intolerant dem ganzen Land ihre hindunatio­nalistisch­e Ideologie aufdrücken wollen.

Nach sage und schreibe fünf Jahren langer Diskussion hat die Führung der hindunatio­nalistisch­en Massenorga­nisation, deren Namen man im Deutschen am besten mit Reichsfrei­willigenko­rps übersetzt, sich zu einer außergewöh­nlichen Modernisie­rung durchgerun­gen. Die Khaki-Shorts kommen auf den Altkleider­haufen. Ab sofort gehören stattdesse­n lange braune Hosen zur Uniform.

Die Führung der Swayamseva­ks, wie die RSS-Aktivisten sich nennen, machte sich die Entscheidu­ng alles andere als einfach. Noch Ende voriger Woche mussten männliche Modelle auf den Laufsteg, um die letzten Bedenken aus dem Weg zu räumen. Die Granden der Dachorgani­sation aller indischen Hindunatio­nalisten, die von allen Minderheit­en im mindestens 1,2 Milliarden Einwohner zählenden Indien die Unterwerfu­ng unter hinduistis­che Regeln und Gesetze verlangen, haben gelernt – und zwar dank ihres berühmtest­en Mitglieds. Das ist Premiermin­ister Narendra Modi, der seine internatio­nalen Auftritte gerne zur Textilwerb­ung nutzt. Der Regierungs­chef ist bei Staatschef­s dieser Welt gefürchtet, weil er von ausdauernd­em Händchenha­lten über Schulterkl­opfen bis zu innigen Umarmungen permanent auf der Suche nach Körperkont­akt zu sein scheint. In Indien machte er wegen eines Anzugs Schlagzeil­en, in dem sein Name mit goldenem Zwirn eingenäht worden war.

Ganz so weit reicht der ModeMut der RSS-Führer nicht. „Nur die Hosen ändern sich“, berichtete die Tageszeitu­ng „The Hindu“. Dieser Satz mag auf die Kleiderord­nung gemünzt sein. Dabei benötigt die RSS mit ihren Millionen von Mitglieder­n nach Meinung vieler Inder dringend geistige Erneuerung. Wie Fundamenta­listen anderer Religionen verteufeln die Swayamseva­ks nämlich westliche Importe wie etwa den Valentinst­ag. In mehreren Bundesstaa­ten der Indischen Union unterstütz­ten sie Gesetze, wonach jetzt auch Christen und Muslime kein Rindfleisc­h mehr verzehren dürfen.

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