Das Mordwerkzeug für Kaiser Franz Joseph liegt parat
Was quälte, bedrückte und erfreute jenen Mann, der 68 Jahre lang die Donaumonarchie regierte?
Das als Mordwerkzeug eingesetzte Küchenmesser des ungarischen Schneiders János Libenyi liegt ebenso parat für die Besucher der nächsten KaiserFranz-Joseph-Ausstellung wie die Kinderschlittschuhe des kleinen Erzherzogs und der Rest einer vom bereits alten Kaiser nicht fertig gerauchten Virginia. Anhand von über 600 Utensilien, Dokumenten und Bildern wird vom Leben, Wesen und Wirken, von Familie, Politik und Reich des Franz Joseph Karl von Österreich erzählt.
Nach der Nationalbibliothek in der Vorwoche öffnen ab heute, Mittwoch, zwei weitere potente Institutionen – Kunsthistorisches Museum und Schloss Schönbrunn GmbH – ihr Gemeinschaftsprojekt anlässlich des 100. Todestags des österreichischen Kaisers. Vermutlich nie zuvor wurde in einer Ausstellung über einen einzigen Menschen Rainer Maria Rilkes Gedichtzeile so akribisch – man könnte auch sagen: gnadenlos – umgesetzt: „Da ist keine Stelle, die dich nicht sieht.“An den vier Schauplätzen gibt es mehr zu sehen, als man sich je vorstellen kann – Uniformen, Prunkornat und Jagdanzug bis hin zu Unterwäsche, Hauskappe, Rosenkranz und Zwicker, Gala-Staatswagen, Leib-Coupé und Leichenwagen, Jagdgewehr und Perkussionsstutzen des im Durchschnitt pro Tag drei bis vier Gämsen schießenden Jägers, das Küchenmesser des Attentats sowie Kelle und Hammer für die Grundsteinlegung der Votivkirche und Originale von Kinderzeichnungen wie Testament.
All diese immense Fülle an Gegenständen, Devotionalien und Bildern, an denen Franz Josephs Leben haftet, ist an vier Standorten sorgfältig präsentiert. Kuratoren sind der Historiker Karl Vocelka, der im Vorjahr eine Franz-Joseph-Biografie herausgebracht hat, sowie Mario Döberl von der Wagenburg.
In Schloss Schönbrunn, wo Franz Joseph am 18. August 1830 geboren wurde und wo er am 21. November 1916 starb, werden sogar sonst nicht für Publikum zugängliche Räume geöffnet: Berglzimmer, Weißgoldzimmer und Kronprinzenappartement mit wunderbar duftig-luftigen Wänden – voll Himmel, Weite, Meeresblicken, Palmen, Blüten und Vögeln. Diese zart-delikaten Bemalungen sind nun verdunkelt, um den Objekten in Vitrinen Vortritt zu lassen, die von des Kaisers Verwandtschaft, Kindheit, Nachkommen und Frauenfreundschaften erzählen – bis zu Testament, Tod und Begräbnis in jenem opulenten schwarzen Leichenwagen, der auf der anderen Seite des Schlosses in der Wagenburg zu besichtigen ist.
Dort, am zweiten Schauplatz, ist auch das skandalös teure Achtergespann aus vergoldetem Messing zu sehen, ebenso Elisabeths Brautkutsche und ein Alltagswagen. Dächte man sich von diesem die Pferde weg und einen Motor dazu, stünde da fast das erste Automobil.
Dritter Ort der vierteiligen Schau ist das Hofmobiliendepot im 7. Bezirk. Hier sind Details aus Franz Josephs privatem Umfeld sowie von Feiern und Tafeln zu besichtigen – wie edel gefaltete Leinenservietten einer Familientafel.
Landpartie gefällig? Dafür wird Schloss Niederweiden geöffnet. Das von Bernhard Fischer von Erlach gestaltete Marchfeldschloss gehört – wie Schloss Hof – seit 2012 zur Schönbrunn GmbH und ist nun erstmals für Publikum zugänglich, um des Kaisers Jagd und Freizeit nachzuspüren. Der passionierte Jäger soll ja 55.000 Tiere erlegt und allein in seiner zweiten Lebenshälfte 105 Pferde durchgeritten haben.
Ausstellung: