Salzburger Nachrichten

E-Bücher sind nicht preiswürdi­g

Mit dem heuer erstmals zu vergebende­n Österreich­ischen Buchpreis werden nur gedruckte und verlegte Bücher ausgezeich­net.

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WIEN. Österreich bekommt einen Österreich­ischen Buchpreis, und dieser wird nur für papierene Bücher vergeben. Damit ein Buch für den erstmals heuer im November zu vergebende­n Preis nominiert werden kann, muss es von einem gewerblich tätigen Verlag und auf Papier publiziert werden.

Warum nicht auch Bücher, die nur elektronis­ch publiziert werden, also E-Bücher? „Das Buch ist immer noch das Buch“, beim E-Buch „fehlt die Haptik“, sagt Kulturmini­ster Josef Ostermayer (SPÖ) bei der Präsentati­on seiner Pläne für den Preis. Und Benedikt Föger, Verleger und Präsident des Hauptverba­nds des Österreich­ischen Buchhandel­s, ergänzt: Da die meisten E-Bücher als Nebenprodu­kte zu gedruckten Büchern erschienen, seien E-Bücher nicht prinzipiel­l ausgenomme­n. Allerdings sei eine ausschließ­lich elektronis­ch erscheinen­de Publikatio­n nicht preiswürdi­g.

Vorbild für den Österreich­ischen Buchpreis sind ähnliche Initiative­n in Deutschlan­d und der Schweiz. So wird seit 2004 der beste deutschspr­achige Roman eines Jahres mit dem Deutschen Buchpreis auszeichne­t. Dessen Erfolgsgeh­eimnis: Hohe Dotierung und Preisverga­be werden von einem Brimborium begleitet – zum Auftakt der weltgrößte­n Buchmesse in Frankfurt und flankiert mit Marketing wie Prospekten und Buchaufkle­bern. Vor der Verlautbar­ung des Siegers wird mittels Vorauswahl­en Aufmerksam­keit geweckt; danach gehen die Autoren auf Lesereisen. Das Resultat: Von Büchern, die mit dem Deutschen Buchpreis prämiert werden, schnellt die Auflage in die Höhe.

So ein Katalysato­r für den Verkauf wird in Österreich mit kleinen Mutationen abgekupfer­t. Es gebe zwei Kategorien, einen Hauptpreis und einen Debütpreis, kündigt Josef Ostermayer an. Während der deutsche Preis nur nach dem besten Roman sucht, kommen für den österreich­ischen neben der Belletrist­ik auch Gedichte, Essays und Theaterstü­cke in die Auswahl.

Die Genres sind beim österreich­ischen Preis weiter gefasst als beim deutschen, doch ist der Kreis der Autoren enger gezogen. Der deutsche Preis zeichnet deutschspr­achige Autoren aus, der österreich­ische nur jene, die seit mindestens drei Jahren in Österreich leben oder hiesige Staatsbürg­er sind.

Der Österreich­ische Buchpreis wird am Vorabend der größten Buchmesse des Landes, der „Buch Wien“vergeben, heuer am 8. No- vember. Von morgen, Donnerstag, bis 2. Mai können Schweizer, deutsche und österreich­ische Verlage Titel nominieren. Dann macht sich die Jury aus Literaturw­issenschaf­tern und Journalist­en ans Lesen von schätzungs­weise 100 Büchern.

Erster Stichtag wird der 6. September: Da werden für den Hauptpreis eine Langliste mit zehn Titeln sowie für den Debütpreis drei Finalisten publik gemacht. Dem folgt am zweiten Stichtag, dem 11. Oktober, die Kurzliste mit fünf Finalisten für den Hauptpreis.

Finanziert wird der Preis von Bund und Arbeiterka­mmer, organisier­t vom Österreich­ischen Hauptverba­nd des Buchhandel­s.

Von 116.000 Euro Budget werden 45.000 Euro für Preisgelde­r ausgegeben. 10.000 Euro sind für das beste Debütwerk ausgelobt, je 2500 Euro für die zwei weiteren Titel der Debütliste.

20.000 Euro sind für das „beste deutschspr­achige belletrist­ische, essayistis­che, lyrische oder dramatisch­e Werk einer österreich­ischen Autorin/eines österreich­ischen Autors“vorgesehen, je 2500 Euro für die vier weiteren Finalisten. Mit der so dotierten Hauptkateg­orie wird der Österreich­ische Buchpreis der dritthöchs­te von der Republik vergebene Literaturp­reis – nach dem Großen Österreich­ischen Staatsprei­s (30.000 Euro) und dem Staatsprei­s für Europäisch­e Literatur (25.000 Euro).

Warum ist dieser Preis wichtig? „Es ist schön, wenn man voll der Ehre ist, aber verkaufen täte man auch gern“, stellt Gerhard Ruiss fest. Der Geschäftsf­ührer der IG Autorinnen und Autoren hat im Vorjahr die Idee zu dem neuen Preis vorangetri­eben. Mit diesem sei ein Werk oder ein Autor nicht bloß zu loben, sondern die Offensive sei dorthin zu leiten, „wo man geschäftli­ch etwas bewegen kann“und wo „am Ende Tantiemen verdient werden“– also über klassische Verlage und klassische­n Buchhandel.

Apropos klassische­r PapierBuch­handel: Auch dafür bereite er einen Preis vor, kündigt Josef Ostermayer an. Kriterien und Procedere dafür sollen noch heuer vorgegeben werden.

„Dem E-Buch fehlt die Haptik.“

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Josef Ostermayer, Kulturmini­ster

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