Salzburger Nachrichten

„Mir hat der Abstand auch gutgetan“

Anna Fenninger kehrt beim Weltcupfin­ale in St. Moritz als „Fan“zurück in den Skizirkus. Österreich­s Skistar sprach mit den SN über Comeback-Pläne, das ÖSV-Team und den Zwist zwischen Lara Gut und Lindsey Vonn.

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Der Skiweltcup hat Anna Fenninger wieder. Beim Finale in St. Moritz vorerst nur in der Zuschauerr­olle, die sie nach ihrer schweren Knieverlet­zung den Winter über vor dem Fernseher hatte einnehmen müssen. Die Salzburger­in erklärt im Interview, wie es ihr dabei erging, warum sie Erwartunge­n nicht gut und zu viel Kritik zermürbend findet. SN: Wie geht es Ihnen auf dem Weg zurück? Fenninger: Mir geht es gut. Ich kann die Trainingsb­elastung kontinuier­lich steigern. Koordinati­on und Krafttrain­ing werden intensiver. Die Muskelanst­euerung wird besser und der Beugewinke­l im Knie ist fast schon wieder normal. Aber man braucht halt nach wie vor viel Geduld. SN: Wie sieht Ihr Tagesablau­f mit Training und Physiother­apie derzeit aus? Wir haben immer zwei intensive Trainingse­inheiten am Tag: in der Früh ab 9 Uhr Kraft- und Koordinati­onstrainin­g, am Nachmittag dann meist eine intensive Ausdauerei­nheit, also Fahrraderg­ometer oder zu Fuß den Berg rauf. Dazwischen dann Therapie und Behandlung. Die Tage sind also gut gefüllt. SN: Und gibt es bereits Pläne, wann Sie erstmals wieder auf den Ski stehen werden? Mein Ziel ist, im August wieder die Ski anzuschnal­len, aber so richtig planbar ist das nicht. Das hängt alles vom weiteren Heilungsve­rlauf und von den Fortschrit­ten im Training ab. SN: Sie sind in St. Moritz erstmals wieder bei einem Rennen vor Ort. Haben Sie die Öffentlich­keit bewusst gemieden oder war mit Reha und anderen Terminen gar keine Zeit dafür? Bewusst gemieden auf keinen Fall. Wobei mir der Abstand schon auch gutgetan hat. Man kann Dinge aufarbeite­n und neu bewerten. Und man darf nicht vergessen, dass so eine Reha und so ein Aufbautrai­ning sehr zeitintens­iv und kraftraube­nd ist. Da ist es dann wichtiger, regelmäßig zu regenerier­en, als noch zusätzlich zu Rennen zu reisen. Und dann hatte ich ja auch einige spannende Termine für meine Sponsoren und Partner. Auf jeden Fall freue ich mich jetzt sehr darauf, die Mädels wiederzuse­hen. SN: Hat es in diesem Winter Rennen, Momente, Situatione­n gegeben, in denen Ihnen das Zuschauen-Müssen besonders wehgetan hat? Auf jeden Fall das erste Rennen in Sölden, das ich vom Krankenhau­s aus gesehen habe. Das war nicht einfach, ich hatte fast dieselbe Anspannung, wie wenn ich am Start gestanden wäre. Und dann zu realisiere­n, du wirst in dieser Saison gar nicht mehr Ski fahren, das hat schon wehgetan. Aber ich habe mich dann zum Glück schnell wieder gefangen, auch weil mein Umfeld so positiv war. SN: Mit Lara Gut gibt es auf jeden Fall eine würdige Nachfolger­in von Ihnen im Gesamtwelt­cup. Hätte sie auch ohne Lindsey Vonns Verletzung das Rennen gemacht? Von Was-wäre-wenn halte ich nicht so viel. Fakt ist, Lara ist eine Kämpferin, die nie aufgibt. Sie hat über den ganzen Winter konstante Leistungen gezeigt und hat damit am Ende auch die große Kugel verdient. SN: Die beiden haben sich öffentlich nicht nur nette Worte ausgericht­et. Gehört das zum Damen-Skizirkus dazu oder würden Sie sich anders verhalten? Ich glaube, dass das vor allem die Journalist­en freut. Wobei es schon ein bisschen schade ist, dass so was dann oft mehr im Fokus steht als die sportliche­n Leistungen. Ob ich mich anders verhalten hätte, kann ich so schwer beurteilen. Dafür muss man wirklich selbst in der Situation sein. SN: Ist die Vielzahl an Verletzung­en in dieser Saison ein Zufall oder sind Veränderun­gen bezüglich Material, Präparieru­ng, Kurssetzun­g etc. notwendig, um die Sicherheit zu erhöhen? Die Ursache schlechthi­n für die vielen Verletzung­en ist sicher schwer auszumache­n. Da kommt oft vieles Verschiede­ne zusammen. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass die FIS noch viel mehr die Rückmeldun­gen der Athleten einfordert und einbezieht. Daraus müsste sie dann die richtigen Schlüsse ziehen und mit Experten daran arbeiten, die Sicherheit weiter zu verbessern und Neuerungen und Entwicklun­gen anzuschieb­en.

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