Neue Umfragen messen die Emotionen der Wähler
Meinungsforscher scheitern immer öfter, weil sie von den Bürgern keine Antworten mehr bekommen. In Salzburg wird nun versucht, den Bauch statt den Kopf zu befragen.
Mit der klassischen Sonntagsfrage „Wen würden Sie am kommenden Sonntag wählen?“hat die Meinungsforschung zuletzt spektakulär Schiffbruch erlitten. Das Salzburger Meinungsforschungsinstitut IGF hat daher nun eine neue Methode entwickelt, die den Emotionen der Wähler nach- spürt. Wahlentscheidungen würden ganz überwiegend nicht im Kopf, sondern aus dem Bauch getroffen, ist IGF-Geschäftsführerin Ernestine Berger überzeugt. Sie hat daher 500 Testpersonen Fotos der Präsidentschaftskandidaten vorgelegt und sie aufgefordert, ganz spontan zu entscheiden, welche Eigenschaften sie mit den Bewerbern verbinden. Das überraschende Ergebnis: Die stärksten positiven Emotionen löst die unabhängige Kandidatin Irmgard Griss aus, gefolgt vom grünen Bewerber Alexander Van der Bellen und FPÖKandidat Norbert Hofer.
Griss punkte vor allem mit ihrer Politikferne und erscheine den Be- fragten als warmherzig und fürsorglich, sagt die Meinungsforscherin. Andererseits mangle es Griss an Bekanntheit und Medienpräsenz, was im Intensivwahlkampf noch zum Problem für sie werden könnte.
Der bekannteste Kandidat ist laut dieser Untersuchung übrigens Richard Lugner.
Wie kommen die sechs Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten bei den Wählern nicht im Kopf, sondern im Bauch an? Welche Emotionen wecken sie? – Um diese Fragen zu beantworten, hat das Salzburger Meinungsforschungsinstitut IGF eine neue Methode der Wählerbefragung entwickelt. Das Ergebnis: Als am attraktivsten wird von den Wählern derzeit die unabhängige Kandidatin Irmgard Griss eingestuft.
Die frühere Höchstrichterin löst bei den Befragten den höchsten Wohlfühlfaktor aus und übt die stärkste emotionale Anziehungskraft aus. Auf den Plätzen zwei und drei folgen jeweils der grüne Kandidat Alexander Van der Bellen und FPÖ-Kandidat Norbert Hofer.
„Wahlentscheidungen werden zu 90 bis 95 Prozent nicht aus rationalem Kalkül, sondern aufgrund der Emotionen getroffen“, sagt IGFGeschäftsführerin Ernestine Depner-Berger. Daher habe ihr Institut eine neue Methode entwickelt: Die Auskunftspersonen bekommen on- line Bilder der Kandidaten vorgelegt und sollen ihnen per Mausklick möglichst rasch vorgegebene Eigenschaften zuordnen. Je schneller die Antwort kommt, desto höher ist ihr emotionaler Wert.
Griss wurden von den 500 Befragten vor allem die Eigenschaften warmherzig, fürsorglich und mütterlich/väterlich zugeschrieben. Ähnlich schnitt Van der Bellen ab. Hofer wurde am stärksten als kämpferisch, erfolgsorientiert und zielgerichtet empfunden, ohne deswegen egoistisch oder arrogant zu wirken.
Rudolf Hundstorfer (SPÖ) und Andreas Khol (ÖVP) werden am ehesten als zuverlässig, traditionell und ordentlich eingestuft. Richard Lugner ist laut IGF der bekannteste Kandidat, gilt aber als exzentrisch.
Wer gewinnt also die Wahl? „Griss hat das größte emotionale Potenzial“, sagt Berger. „Sie wird im Intensivwahlkampf aber vermutlich noch zurückfallen, weil sie einfach nicht die Mittel hat, um ihre Botschaften zu verbreiten.“Aus emotionaler Sicht sehe sie daher Van der Bellen auf Platz eins. Aber auch Hofer, der derzeit noch einen eher geringen Bekanntheitsgrad aufweise, sollte man nicht unterschätzen. Grundsätzlich zeige die Wählerschaft derzeit ein starkes Sicherheitsbedürfnis.