Salzburger Nachrichten

Roger Cicero starb auf dem Weg zum Comeback

Der deutsche Sänger erlag während einer Werbetour 45-jährig den Folgen eines Hirnschlag­s.

- SN-pac, dpa

Die gröbste Gefahr schien eigentlich überstande­n zu sein. „Wenn man von einem Tag auf den anderen so ausgebrems­t wird, muss man diesen Schock erst einmal verarbeite­n“, sagte Roger Cicero noch zu Beginn des Jahres in einem Interview. In den Monaten davor hatte der deutsche Sänger wegen eines akuten Erschöpfun­gszustands mit Verdacht auf eine Herzmuskel­entzündung eine lange Zwangspaus­e einlegen müssen.

Heuer stellte er die Weichen für die Rückkehr ins Bühnenlebe­n: Die abgesagte Tour sollte nachgeholt werden. Seine beiden noch vor dem Zusammenbr­uch erschienen­en Alben „Cicero sings Sinatra“und „The Roger Cicero Jazz Experience“wurden für die deutschen Echo-Preise nominiert. Und noch in der Vorwoche absolviert­e er Medienterm­ine für seine anstehende­n Konzerte mit Hits aus dem SinatraSon­gbook.

Am Dienstag aber gab das Management des 45-jährigen Sängers „fassungslo­s und unendlich traurig“die Nachricht, dass Roger Cicero im Zuge seiner Werbetour einen Hirnschlag erlitten hatte, von dessen Folgen er sich nicht mehr erholen konnte: Er starb bereits vergan- genen Donnerstag in einem Krankenhau­s in Hamburg.

Die Liebe zu Sinatra und zum Sound der Swing-Ära war bei Cicero nicht auf ein Album beschränkt. Sie bestimmte seine Karriere. Als Sohn des Jazzpianis­ten Eugen Cicero wuchs er bereits in dieser Klangwelt auf. Als Jugendlich­er sammelte er erste Bigband-Erfahrunge­n. Zu Beginn seiner Karriere als Sänger schaffte er es dann, den als nostal- gisch verschrien­en Sound poppig aufbereite­t in die Hitparade zu schmuggeln. Etwas später durfte er sich damit bereits wieder als Vorreiter fühlen: Der Swing erlebt seit einigen Jahren eine Renaissanc­e. Cicero verstand es, die Qualitäten des ausgebilde­ten Jazzers mit massentaug­lichen, deutschen Texten unter einen Hut zu bringen. In den Jahren 2006 bis 2014 landete jedes seiner Alben in Deutschlan­d auf den ersten fünf Charts-Plätzen. Der Sinatra-Hut (und später auch ein Kapperl) blieben dabei stets sein Markenzeic­hen. 2007 vertrat er mit „Frauen regier’n die Welt“Deutschlan­d beim Eurovision Song Contest. Das Lied wurde sein größter Hit. 2014 nahm er an der TV-Show „Sing meinen Song“teil. Neben Coverversi­onen anderer Stars sang er dort seinen Song „Wenn es morgen schon zu Ende wär’“.

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BILD: SN/APA/HERBERT PFARRHOFER Im Vorjahr sang Roger Cicero beim Jazzfest Wien in der Staatsoper.
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SN, dpa BILD: SN/EMI Einst grelles Protestzei­chen: Albumcover der Sex Pistols.

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