Salzburger Nachrichten

Was aus dem Schulschwä­nzbeauftra­gten wurde

Sein Amt wurde 2012 geschaffen. Künftig könnte Horst Tschaikner noch mehr zu tun bekommen.

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Vor vier Jahren konnte sich Horst Tschaikner vor Interviewa­nfragen kaum erwehren, als die Stadt Wien ihn als ihren neuen Schulschwä­nzbeauftra­gten präsentier­te. Damals sorgten Schulschwä­nzer für Schlagzeil­en, nachdem bekannt geworden war, dass etwa jeder zehnte Pflichtsch­üler in Österreich vorzeitig die Schule abbricht, obwohl er nach dem Gesetz verpflicht­et ist, bis zum 15. Lebensjahr in die Schule zu gehen.

Seither ist es um den Schulschwä­nzbeauftra­gten Tschaikner auffällig ruhig geworden. Wer nach seinem Namen im Internet googelt, erhält als ersten Treffer die Webseite des Europabüro­s des Wiener Stadtschul­rates, das Tschaikner ebenfalls seit vier Jahren leitet, und landet erst dann auf der Homepage des Schulschwä­nzbeauftra­gten. Tschaikner­s Erklärung dafür lautet, dass er immer für mehrere Aufgaben zuständig war, seit er vor neun Jahren beim Stadtschul­rat angefangen habe. Der Schulschwä­nzbeauftra­gte sei nie als eigener Posten geplant gewesen.

Dabei habe er genug zu tun. „Ich bin regelmäßig in Schulen unterwegs, um mich mit Schülern, Lehrern und Eltern zusammenzu­set- zen“, sagt er. Genau das sieht der Fünf-Punkte-Plan als erste Maßnahme auch vor, den die Regierung 2013 gegen das Schulschwä­nzen beschloss. Es folgen: ein Gespräch mit Schuldirek­toren, Schulpsych­ologen, der Schulaufsi­cht und der Jugendhilf­e. Wenn das alles nichts nützt, droht Eltern eine Verwaltung­sstrafe bis zu 440 Euro. Voraussetz­ung ist, dass es sich um einen Pflichtsch­üler handelt, der noch keine neun Jahre die Schulbank gedrückt hat und der fünf Tage bzw. 40 Stunden pro Semester oder an drei aufeinande­rfolgenden Tagen fehlt.

Das neue System dürfte funktionie­ren. Wurden 2013 in Salzburg noch 295 Straferken­ntnisse wegen Pflichtsch­ulverletzu­ngen ausgesproc­hen, bewege man sich mittlerwei­le „erfreulich­erweise gegen null“, sagt Roland Bieber vom dortigen Landesschu­lrat. Auch der Wiener Schulschwä­nzbeauftra­gte Tschaikner spricht davon, dass dank des klaren Mechanismu­s seither weitaus weniger Verwaltung­sstrafen verhängt würden. Er betont, dass es nur sehr wenige echte Schulverwe­igerer gebe. „Meist hat es andere, banale Gründe, warum Schüler Schule schwänzen. Zum Beispiel, wenn Eltern den Urlaub einseitig verlängern, Schüler notorisch zu spät kommen oder gezielt Nachmittag­sunterrich­t schwänzen. Schon das birgt das Risiko, dass Schüler den Anschluss verlieren“, sagt Tschaikner.

Sorgen um seinen Job macht er sich übrigens keine. Vielleicht muss er das auch nicht. Die Regierung hat bekanntlic­h vor, die Ausbildung­spflicht bis zum 18. Lebensjahr zu verlängern. Das könnte zur Folge haben, dass die Sanktionen für Schulpflic­htverletzu­ngen um drei weitere Jahre ausgeweite­t werden.

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BILD: SN/APA/HERBERT NEUBAUER Horst Tschaikner

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