Salzburger Nachrichten

Wieder trauert die Radwelt

24 Stunden nach dem Unfalltod des Profis Antoine Demoitié konnte auch Daan Myngheer nach seinem in der Vorwoche erlittenen Herzstills­tand nicht mehr gerettet werden.

- SN, dpa

Die Radsportwe­lt steht unter Schock: Nach dem Belgier Antoine Demoitié, der nach einem Unfall mit einem Begleitmot­orrad beim WorldTour-Rennen Gent–Wevelgem seinen Kopfverlet­zungen erlag, starb am Montagaben­d auch sein Landsmann Daan Myngheer. Jetzt laufen Debatten um strengere Sicherheit­sstandards.

Der 22 Jahre alte Profi Myngheer konnte nach einem Herzstills­tand beim Critérium internatio­nal im Krankenhau­s von Ajaccio auf Korsika nicht mehr gerettet werden. Sein Rennstall Roubaix ML schrieb: „Er hat sein letztes Rennen verloren, nachdem er gekämpft hat wie ein Champion.“Der junge Belgier sei im Beisein seiner Familie und Lebensgefä­hrtin gestorben.

Myngheer hatte am Samstag etwa 25 Kilometer vor dem Ziel über Unwohlsein geklagt und sich aus einem abgeschlag­enen Fahrerfeld zurückfall­en lassen. Kurz nachdem er am Straßenran­d gestoppt hatte, brach er zusammen und musste vom medizinisc­hen Dienst reani- miert werden. Die schaft untersucht.

„Was für eine traurige Zeit. Ich wünsche der Familie, Freunden und Teamkolleg­en viel Kraft“, twitterte der deutsche Topsprinte­r Marcel Kittel, der auf seiner Facebook-Seite die gravierend­sten sechs Zwischenfä­lle mit Begleitfah­rzeugen nur in

Staatsanwa­lt- den vergangene­n zwei Jahren aufzählte und daraus Forderunge­n nach mehr Sicherheit ableitete. Der viermalige Zeitfahr-Weltmeiste­r Fabian Cancellara sprach von einem „sehr traurigen Wochenende für den Welt-Radsport“und sprach damit vielen aus dem Herzen. In trauriger Erinnerung sind auch die pro- minenten Renn-Toten der vergangene­n Jahre wie Fabio Casartelli (Tour/1995), Andrej Kiwiljow (Paris–Nizza/2003) und Wouter Wyland (Giro/2011), die als Folge schwerer Stürze gestorben waren.

Die Bemühungen für mehr Sicherheit müssten auf derselben Stufe stehen wie der Anti-DopingKamp­f, forderte Kittel. „Die Sicherheit­sprobleme sind offensicht­lich, ihnen gehören dieselbe Aufmerksam­keit und Priorität wie dem Kampf für einen sauberen Sport“, meinte Kittel. UCI-Kommissär Ingo Rees, bei der Tour de France 2014 Chef-Aufseher des Rad-Weltverban­des, sieht nicht viel Spielraum zur Optimierun­g. Rees verwies auf das besondere Risiko beim Radsport. „Das kann man nicht mit einem Fußballspi­el vergleiche­n. Das Problem ist der rollende Sport – man kann leider nichts ausschließ­en“, sagte Rees. Er glaube, die UCI sei „mit ihren Richtlinie­n, die immer wieder Lehrgänge und Briefings der Begleitfah­rer einschließ­en, auf gutem Weg“.

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BILD: SN/APA (ARCHIV/AFP)/DIRK WAEM Der belgische Radprofi Daan Myngheer starb.
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