Wenn Bauland wieder grün wird
Die Gemeinden beschließen Rückwidmungen nur, wenn es sein muss. Ein Beispiel in Tamsweg zeigt, wie es in der Praxis läuft.
Bauland „mobilisieren“für dringend notwendige Wohnungen in den Zentralräumen, sparsam mit dem Boden umgehen, die Umwelt schonen und die Zersiedlung in den ländlichen Gebieten stoppen. Diese Ziele sind oft in politischen Sonntagsreden zu hören.
Bauland gibt es im Bundesland Salzburg mehr als genug. Theore-
Bauland-Mobil . . . tisch. Praktisch stehen die meisten Flächen nicht zur Verfügung, weil die Eigentümer nicht verkaufen wollen, zu hohe Preise verlangen oder die Standorte ungeeignet sind. Die Gemeinden könnten ungenutztes Bauland nach zehn Jahren in Grünland zurückwidmen. Sie tun es aber nur in seltenen Fällen. Die Bürgermeister hüten sich, einem Gemeindebürger eine Rückwidmung, also einen hohen Wertver- lust zuzumuten. Zudem müsste eine Entscheidung gegen den Willen des Betroffenen fachlich sehr gut begründet sein.
Und wenn schon eine Gemeinde rückwidmet, dann fast nur unter Zwang: weil sie weiteres Bauland ausweisen will, aber das erlaubte Maximum schon erreicht hat. Solch einen Fall gibt es jetzt in Tamsweg. Gewidmetes Bauland sei kaum zu bekommen, es sei nicht verfügbar, heißt es von der Gemeinde. Der Lungauer Hauptort dürfte nur mehr 3250 Quadratmeter Bauland neu widmen. Deshalb hat Tamsweg beschlossen, zirka 7500 Quadratmeter Bauland wieder zu Grünland zu machen. Im Gegenzug werden Baulandflächen im Ausmaß von 10.500 Quadratmetern neu ausgewiesen. Bgm. Georg Gappmayer (ÖVP) begründet das so: „Das brauchen wir für Bauvorhaben. Rund 15 Familien wollen sich Eigenheime schaffen.“(Und zwar auf verschiedenen, von ihnen favorisierten Standorten.)
Die rückzuwidmende Fläche liegt bei der Wohnanlage Bröllsteig. Die eine Hälfte gehört der Marktgemeinde, die andere einem der mächtigsten Männer des Lungaus, dem Bauunternehmer Lambert Krist, Seniorchef der Firma Ehrenreich. Formal habe er den Antrag auf Rückwidmung gestellt, erklärt Krist. „Der Bürgermeister hat mir die Situation ge- schildert und mich gefragt, ob ich dazu bereit bin, weil wir nicht die gesamte Fläche brauchen. Die Gemeinde und wir sitzen im selben Boot. Wir haben vor Jahren eine Verwertungsgemeinschaft für diese Flächen gegründet.“
Krist äußert Verständnis für die Lage der Gemeinde und übernimmt als Bürger eine kommunale Mitverantwortung. „Ich war selbst lang in der Gemeindepolitik.“Und: „Die Häuslbauer wollen wirklich bauen. Sonst hätte ich nicht zugestimmt.“Hätte er nicht eingewilligt und nur die Gemeinde ihren Teil rückgewidmet, wäre ihm ein längliches, nicht gut für die Bebauung geeignetes Grundstück geblieben. So aber verbleiben beiden Seiten gemeinsam zirka 3000 Quadratmeter in guter Lage, die verwertet werden können. Es gebe eine Idee, aber noch kein Projekt. Nebenbei kann sich die Baufirma Geschäfte mit einigen der Hausbauer erwarten.
Das Land hat im Vorjahr Tamsweg, aber auch Mariapfarr, Mühlbach/Hkg., Mittersill und Neukirchen zu Rückwidmungen angehalten, bevor das Bauland-Maximum, also der im Räumlichen Entwicklungskonzept (REK) ermittelte Zehn-Jahres-Bedarf,