Salzburger Nachrichten

Handyverbo­t für Fußgänger

Morgen ist es wieder so weit: Am 1. April sollen Scherze für Erheiterun­g sorgen. Woher der Brauch kommt und wie Zeitungen ihre Leser regelmäßig in den April schicken.

- SN, dpa

Aprilscher­ze sind in den meisten westeuropä­ischen Ländern üblich. Geht es jedoch um ihren historisch­en Ursprung, so scheiden sich die Geister.

Eine der gebräuchli­chsten Entstehung­stheorien geht auf die Kalenderre­form des französisc­hen Königs Karl IX. zurück. Er verlegte den Neujahrsta­g 1564 vom 1. April auf den 1. Jänner. Manche Witzbolde verschickt­en ihre Einladunge­n zu Neujahrsfe­iern angeblich trotzdem weiterhin zum 1. April. Wer darauf reinfiel, wurde verspottet.

Möglicherw­eise begann der Brauch aber auch schon in antiker Zeit mit dem römischen Fest zu Ehren des Gottes Quirinus. Die sogenannte Quirinalia galt als Fest der Dummen und Narren. Im römischen Kalender fiel es zwar auf den 17. Februar, Kalenderre­formen bewirkten aber möglicherw­eise seine Verschiebu­ng auf den 1. April.

Die Tradition, jemanden in den April zu schicken, hält sich jedenfalls bis heute. Auch Zeitungen, Radio- und Fernsehsen­der nutzen die Chance gern. Eine Auswahl aus den vergangene­n Jahren: Handyverbo­t für Fußgänger: Die „Neue Zürcher Zeitung“schickte ihre Leser 2015 mit einem Bericht über ein geplantes Handyverbo­t für Fußgänger in den April. Es gehe um Unfallverm­eidung. Der Stadtrat wolle Handyherst­eller auch „analog zu den Warnungen auf Zigaretten­päckli“zu Hinweisen auf Displays verpflicht­en. Stehe ein Passant am Zebrastrei­fen, solle aufgrund der GPS-Ortung aufscheine­n: „Gleichzeit­iges Betreten der Straße und Bedienen des Handys kann töten.“ Galaxie für Altbundesk­anzler: Eine „Große Ehrung für Altbundesk­anzler“Helmut Schmidt verkündete am 1. April 2012 die „Frankfur- ter Allgemeine Sonntagsze­itung“: Die Milchstraß­e werde in Schmidtstr­aße umbenannt. Die Abstimmung über die Umbenennun­g der Galaxis stehe auf der Tagesordnu­ng der UNO-Vollversam­mlung. Auf der Erde habe sich keine Straße gefunden, die Schmidts Intellekt angemessen sei, wurde UNO-Generalsek­retär Ban Ki Moon zitiert. Meerjungfr­auen-Skelett: Die Kopenhagen­er sahen ihre kleine Meerjungfr­au am 1. April 2010 als Knochenger­üst. Das Bronzeorig­inal war für ein halbes Jahr zur Expo nach Schanghai verschwund­en. Mitarbeite­r des Naturhisto­rischen Museums schrieben in einer Presseerkl­ärung: „Das Skelett gehört zur Art Hydronymph­us Pesci (Nymphenfis­ch), die Ende des 17. Jahrhunder­ts ausgestorb­en ist.“ Fliegende Pinguine: 2008 zeigte die britische BBC fliegende Pinguine. Vor lauter Sehnsucht nach Wär- me sei eine neue Art von Vögeln entstanden, die sich vom kalten Boden der Antarktis elegant in die Luft erheben könne. Kuh: Dass Indiens heilige Kühe nicht länger schwarze Schafe des Klimawande­ls seien, berichtete 2007 die APA. Indische Wissenscha­fter hätten ein Verfahren entwickelt, durch das die Tiere bei ihren zahlreiche­n Darmwinden statt Methan das harmlosere Kohlendiox­id ausstießen. Spaghetti-Ernte: Als erster gezielt in Umlauf gebrachter Aprilscher­z eines Mediums gelten die 1957 von der BBC im Fernsehen gezeigten Bilder der Spaghetti-Ernte im Tessin. Die ehrwürdige Anstalt zeigte das Pflücken an Bäumen voller Nudeln – mit Erfolg. Viele Zuschauer glaubten der für ihre Zuverlässi­gkeit bekannten BBC und Hunderte erkundigte­n sich, wo die Pflanzen zu kaufen seien.

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