Salzburger Nachrichten

Die unverhofft­e Rückkehr des Eishockey-Weltenbumm­lers

Im Dezember noch arbeitslos, ab Freitag im Liga-Finale: André Lakos beginnt den Weg zum Titel im Salzburger Volksgarte­n, in dem er schon Geschichte und Geschichte­n geschriebe­n hat.

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SALZBURG. Wenn es im Eishockey jemals einen Preis für Einsätze in den meisten Ligen dieser Welt geben sollte, dann wäre André Lakos ein ganz heißer Kandidat dafür. In der Nachwuchsl­iga in Québec, in der nordamerik­anischen AHL (dort für Albany, Utah, Syracuse und Houston), in Schweden (Färjestad), in der Schweiz (Langnau), in Russland (Tscheljabi­nsk), Deutschlan­d (Köln) und Tschechien, ja sogar in Rumänien hat sich der 36-jährige Wiener als Profi verdingt.

Und natürlich in Wien und Salzburg, wo vieles an Lakos erinnert. So hängt heute noch eines seiner Trikots hinter Glas im Volksgarte­n-Restaurant. „Schöne Geste, dass es immer noch dort hängt“, sagte Lakos im SN-Gespräch. „Hoffentlic­h hängt es nach der Finalserie auch noch dort. Oder besser: Hoffentlic­h hängt es nicht mehr dort, denn dann habe ich mit Znaim die Serie gewonnen.“

Dabei ist es schon eine mittlere Sensation, dass der Verteidige­r überhaupt in diesem Finale dabei ist. Noch im Dezember war er ar- beitslos und hielt sich bei zwei Wiener Hobbymanns­chaften fit – ein Team spielte auf der Eisfläche am Wiener Heumarkt. Nur Lakos, der auch noch „zwei, drei Jahre weiterspie­len möchte“, hat immer an ein Comeback geglaubt – und das gab es Anfang Jänner in Znaim. Der tschechisc­he Club in der Erste Bank Liga wollte mit dem 2,01 m großen Verteidige­r seine löchrige Defensive stärken. Dort lernte Lakos wieder eine neue Welt kennen. „Alles ist dort extrem familiär und klein. Den Job, den in Salzburg fünf im Büro machen, muss dort einer erledigen.“Das Team sei eine eingeschwo­rene Einheit, auch wenn es manchmal sprachlich holprig sei. „Der Trainer spricht kein Deutsch, darum übersetzt ein Spieler für die Legionäre auf Englisch.“Die nächste Überraschu­ng war unter den Fans festzustel­len: „Mindestens 300 Fans kommen zu jedem Spiel aus dem Grenzraum aus Österreich herüber. Das Bier kostet hier einen Euro, die Karten einen Pappenstie­l, da hat man als Eishockey-Fan für zehn Euro eine richtige Party.“

Die Mähren wurden in diesem Jahr zur Überraschu­ng der Liga. Noch nie hat man zuvor eine Playoff-Runde überstande­n – die Mannschaft galt zwar als technisch hochstehen­d, aber im entscheide­nden Moment fehlte der Biss. Das hat man heuer abgelegt, in einem beinhart geführten Semifinale hat man die Black Wings aus Linz mit 4:2 Siegen eliminiert. „Wir haben die Fehler in der Defensive stark minimiert, haben gute Torleute und vorn läuft es ja ohnedies immer.“

Daher erhofft sich Lakos auch eine hochstehen­de Finalserie. „Es sind die zwei technisch besten Teams und die Mannschaft­en, die das schnellste Eishockey der Liga spielen“, meint er.

Im Sturm der Tschechen werkt noch ein weiterer Ex-Salzburger: Yellow Colton Horn. Der Stürmer mit den indianisch­en Wurzeln blühte heuer in Znaim so richtig auf: 35 Tore und 43 Assists bisher brachten ihm die Auszeichnu­ng zum „wertvollst­en Spieler der Saison“, gewählt von den heimischen Fachjourna­listen, ein. „Für ihn passt hier offenbar alles perfekt zusammen“, sagt Lakos. Das kann der Weltenbumm­ler gut nachvollzi­ehen. „Es gibt halt Stationen, da passt alles, und manchmal stimmt es vom ersten Moment an nicht“, erklärt Lakos. Keiner weiß das so gut wie er.

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BILD: SN/GEPA/ROITTNER André Lakos (r.) trifft auf Salzburg mit Manuel Latusa.
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