95 Prozent des Kosmos sind uns fremd
Von der Gesamtmasse des Universums entfallen nur fünf Prozent auf die uns bekannte Materie. Ein Blick auf alles, was wir nicht wissen.
Vor 20 Jahren waren die Forscher fest überzeugt, dass sie den Aufbau des Kosmos gut verstanden hätten. Es gab viele Fragen, aber es schien klar zu sein, wie der Kosmos grundsätzlich „tickt“.
Tatsächlich erscheint uns der Kosmos heute aber rätselhafter als je zuvor. Warum? Inzwischen weiß man, dass es im Kosmos Materie gibt, von der wir nicht wissen, woraus sie besteht. Sie sendet keine elektromagnetische Strahlung aus, daher auch kein Licht und ist völlig unsichtbar.
Würde sich die Materie zwischen Sonne und Erde durchschieben, würden wir dies nicht einmal sehen. Sie macht sich nur durch ihre Gravitation bemerkbar, durch die sie sich verraten hat. Und sie beträgt rund das 5-Fache der uns bekannten Materie aller Sterne, Planeten, Monde usw. zusammen. Man nennt sie die dunkle Materie.
Das noch größere Rätsel ist eine ungeheure Energie, die das Universum beschleunigt auseinandertreibt. Das heißt, es bläht sich immer schneller auf, je mehr Zeit vergeht. Wir nennen sie die dunk- le Energie. Ihr Wesen ist uns völlig fremd. Nun ist Materie laut Albert Einstein nichts anderes als unvorstellbar verdichtete Energie. Bei der Atombombe etwa wird Materie in diese Energie umgewandelt. Daher kann Energie umgekehrt auch als Masse dargestellt werden.
Tut man dies, dann ergibt sich: Von der Gesamtmasse des Universums entfallen 68 Prozent auf die dunkle Energie, 27 Prozent auf die dunkle Materie und nur 5 Prozent auf die uns bekannte Materie.
Wenn wir dazu bedenken, dass von der uns bekannten Materie nur 10 Prozent strahlen, dann macht die ganze Glitzerpracht, die wir am Himmel bewundern, gerade einmal ½ Prozent der Gesamtmasse des Universums aus.
Es ist für die Wissenschaft extrem herausfordernd, dass sie über 95 Prozent der Materie des Universums absolut nichts weiß. Der Autor ist Mitglied der Gruppe Astronomie am Haus der Natur in Salzburg. Die Sternwarte Voggenberg (Bergheim) ist während der Mondfinsternis für Besucher offen.