Sebastian Vettel wettert gegen die Funksperre
Die Einschränkung des Informationsaustauschs zwischen den Fahrern und der Boxencrew ist für den vierfachen Weltmeister ein „Quark“.
Wäre Sebastian Vettel ein Österreicher, hätte er zur Frage der starken Einschränkung des Funkverkehrs in der Formel gesagt: „So ein Topfen!“Als Deutscher drückte es der vierfache Weltmeister bei Red Bull Racing und aktuelle Ferrari-Starpilot am Freitag in Sakhir zu Mitarbeitern des Internetportals motorsport-total.com so aus: „Das Funkverbot ist meiner Meinung nach Quark.“
Beim zweiten Saisonrennen, dem Großen Preis von Bahrain, tritt am Sonntag (Start 17 Uhr MESZ) die strenge Neuregelung des Nachrichtenaustauschs zwischen Fahrern und Boxencrew voll in Kraft. In Australien durften noch Belange des Spritverbrauchs durchgegeben werden, ab Bahrain sind die Fahrer wegen der Funkeinschränkung auch dabei auf sich allein gestellt.
Vettel begründete seine ablehnende Haltung so: „Die Autos haben wenig mit denen zu tun, mit denen noch vor zwanzig Jahren gefahren wurde. Die Anweisungen, die wir bekommen haben, dienten dazu, dass das Auto gut läuft – und hatten nichts mit dem Fahren an sich zu tun.“Auch Fernando Alonso, in Bahrain auf ärztliche Weisung wegen diagnostizierter Rippenbrüche zum Zuschauen abkommandiert, äußerte sich ähnlich: „Es widerspricht sich, dass wir ein sehr komplexes Auto mit Hybridtechnologie haben, das man managen muss, und jetzt gibt es keine Informationen mehr. Man kann uns kein Raumschiff geben und nicht mehr sagen dürfen, wie wir es steuern sollen.“Melbourne-Sieger Nico Ros- berg hatte in Australien im Rennen nicht mitbekommen, dass sich seine Mercedes-Techniker große Sorgen wegen überhitzter Bremsen gemacht hatten. Diese Informationen durften schon beim Auftakt nicht mehr gefunkt werden.
War es bisher üblich, strategische Überlegungen den Fahrern per Funk mitzuteilen, ist außer Informationen, die auf kritische Probleme hinweisen, per Funk in Richtung Cockpit nicht mehr viel erlaubt. Frei ist die Nachricht „Box, Box, Box“als Aufforderung, noch in der laufen- den Runde die Boxengasse anzusteuern. Die Fahrer dürfen uneingeschränkt reden. Um codierte Mitteilungen an die Fahrer unmöglich zu machen, wird von Spezialisten des Automobil-Weltverbandes der komplette Funkverkehr abgehört. Strafen drohen. Schriftliche Meldungen per Funk an das Display im Lenkrad bleiben weiterhin erlaubt.
Mit Spannung blickt die Szene auf das Qualifying heute, Samstag, ab 17 Uhr. Trotz heftiger Proteste in Australien, als viele Fahrer zur Reifenschonung in der Box blieben, geht es weiter nach dem neuen Reglement. In jedem der drei Abschnitte scheidet nach einer gemeinsamen Einfahrphase der jeweils schwächste Fahrer nach 90 Sekunden aus. Am Ende machen sich zwei Fahrer die Pole Position aus. Sogar Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, der auf eine Reform des Abschlusstrainings gedrängt hatte, ließ verlauten: „Wir werden den zweiten Ablauf bewerten und uns nach Bahrain in Ruhe anschauen, wie es weitergeht.“
In beiden freien Trainings am Freitag gaben wieder einmal die Mercedes-Piloten den Ton an. Nico Rosberg und sein Teamkollege Lewis Hamilton waren klar schneller als die Konkurrenz.
„Unsere Autos sind wie Raumschiffe zu managen.“