Die Koalition als Stimmungskanone
Die Stimmung im Land muss besser werden, heißt es. Nichts leichter als das.
In seiner plexiglasklaren Analyse zum Regierungsantritt hat Bundeskanzler Christian Kern jüngst festgestellt, dass es in Österreich vor allem an einem mangelt – an guter Stimmung. Von der Analyse zur Handlung ist es bei unserer Regierung bekanntlich nur ein Kätzchensprung, weshalb die Koalition nun ein umfangreiches Programm zur Stimmungsaufhellung erarbeitet hat. Hier die Details.
Ein dem Programm vorgestaffelter InstantSofort-Aktionsplan sieht drei Punkte vor, die wieder ein Lächeln auf die Mienen der Bevölkerung zaubern sollen. Erstens (und das ist ja wirklich das Mindeste): Österreich wird Fußball-Europameister. Das ist zwischen SPÖ und ÖVP völlig außer Streit gestellt. Auch die Sozialpartner haben Zustimmung signalisiert. Die Arbeiterkammer verlangt nur eine Klausel, dass das Finale keinesfalls in die Verlängerung gehen darf, weil die Spieler sonst die zulässige Wochenarbeitszeit überschreiten würden.
Die weiteren Punkte des rot-schwarzen Stimmungspaktes: Dominic Thiem gewinnt die French Open sowie Wimbledon. Und auch für den olympischen Marathonlauf in Rio ist ein österreichischer Sieg vereinbart, und zwar durch Reinhold Lopatka. Für den Hobby-Marathonläufer wurde eine sensationelle Siegerzeit von 2:01 Stunden paktiert, was dadurch gewährleistet werden soll, dass der ÖVP-Klubchef vom Start weg von roten Eisenbahnergewerkschaftern gehetzt wird.
Diese sportlichen Triumphe werden für Feststimmung und Feierlaune bis in den Herbst hinein sorgen. Dann – so gefinkelt ist der KernMitterlehner-Plan – beginnen die LangfristMaßnahmen zu greifen: Um die Stimmung in der Regierung zu verbessern, werden vor jeder Ministerratssitzung Konfetti, Papierschlangen und bunte Lampions verteilt. Das Pressefoyer nach dem Ministerrat wird dafür abgeschafft. Es hat viel zu sehr nach „Oje“geklungen.
Für harte Verhandlungen werden an die Regierungsmitglieder künftig spezielle Stimmungsankurbler ausgegeben. Der erste Test werden die Finanzausgleichsverhandlungen sein, bei denen Finanzminister Hans Jörg Schelling die Landeshauptleute mit einer roten Pappnase überraschen will.
Um Reformstimmung zu erzeugen und das politische Klima im Land insgesamt zu verbessern, werden zwei Stimmungsregierungsbeauftragte ernannt. Franz Posch wird in der Sendung „Mei liabste Reform“Publikumswünsche erfüllen. Harry Prünster soll in der Fernsehserie „Harrys liebste Ministerbüros“die Regierungsmitglieder rein menschlich vorstellen. In der Sendung „Polit-Gaudimax“wird er zudem politische Witze der Sonderklasse präsentieren. Apropos: Kennen Sie den? Planen SPÖ und ÖVP einen Neustart . . . WWW.SALZBURG.COM/PURGER