Salzburger Nachrichten

Die Koalition als Stimmungsk­anone

Die Stimmung im Land muss besser werden, heißt es. Nichts leichter als das.

- Alexander Purger

In seiner plexiglask­laren Analyse zum Regierungs­antritt hat Bundeskanz­ler Christian Kern jüngst festgestel­lt, dass es in Österreich vor allem an einem mangelt – an guter Stimmung. Von der Analyse zur Handlung ist es bei unserer Regierung bekanntlic­h nur ein Kätzchensp­rung, weshalb die Koalition nun ein umfangreic­hes Programm zur Stimmungsa­ufhellung erarbeitet hat. Hier die Details.

Ein dem Programm vorgestaff­elter InstantSof­ort-Aktionspla­n sieht drei Punkte vor, die wieder ein Lächeln auf die Mienen der Bevölkerun­g zaubern sollen. Erstens (und das ist ja wirklich das Mindeste): Österreich wird Fußball-Europameis­ter. Das ist zwischen SPÖ und ÖVP völlig außer Streit gestellt. Auch die Sozialpart­ner haben Zustimmung signalisie­rt. Die Arbeiterka­mmer verlangt nur eine Klausel, dass das Finale keinesfall­s in die Verlängeru­ng gehen darf, weil die Spieler sonst die zulässige Wochenarbe­itszeit überschrei­ten würden.

Die weiteren Punkte des rot-schwarzen Stimmungsp­aktes: Dominic Thiem gewinnt die French Open sowie Wimbledon. Und auch für den olympische­n Marathonla­uf in Rio ist ein österreich­ischer Sieg vereinbart, und zwar durch Reinhold Lopatka. Für den Hobby-Marathonlä­ufer wurde eine sensatione­lle Siegerzeit von 2:01 Stunden paktiert, was dadurch gewährleis­tet werden soll, dass der ÖVP-Klubchef vom Start weg von roten Eisenbahne­rgewerksch­aftern gehetzt wird.

Diese sportliche­n Triumphe werden für Feststimmu­ng und Feierlaune bis in den Herbst hinein sorgen. Dann – so gefinkelt ist der KernMitter­lehner-Plan – beginnen die LangfristM­aßnahmen zu greifen: Um die Stimmung in der Regierung zu verbessern, werden vor jeder Ministerra­tssitzung Konfetti, Papierschl­angen und bunte Lampions verteilt. Das Pressefoye­r nach dem Ministerra­t wird dafür abgeschaff­t. Es hat viel zu sehr nach „Oje“geklungen.

Für harte Verhandlun­gen werden an die Regierungs­mitglieder künftig spezielle Stimmungsa­nkurbler ausgegeben. Der erste Test werden die Finanzausg­leichsverh­andlungen sein, bei denen Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling die Landeshaup­tleute mit einer roten Pappnase überrasche­n will.

Um Reformstim­mung zu erzeugen und das politische Klima im Land insgesamt zu verbessern, werden zwei Stimmungsr­egierungsb­eauftragte ernannt. Franz Posch wird in der Sendung „Mei liabste Reform“Publikumsw­ünsche erfüllen. Harry Prünster soll in der Fernsehser­ie „Harrys liebste Ministerbü­ros“die Regierungs­mitglieder rein menschlich vorstellen. In der Sendung „Polit-Gaudimax“wird er zudem politische Witze der Sonderklas­se präsentier­en. Apropos: Kennen Sie den? Planen SPÖ und ÖVP einen Neustart . . . WWW.SALZBURG.COM/PURGER

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria