Salzburger Nachrichten

Ist Sex noch möglich?

In manchen schweren Fällen ist es notwendig, die vom Krebs befallene Prostata zu entfernen. Die Folgen für die Lebensqual­ität des Patienten können gravierend sein.

- Roman Szlauer, Urologe

SALZBURG. Die Diagnose Prostatakr­ebs bekommt laut Statistik Austria in Österreich beinahe jeder zehnte Mann bis zum 75. Lebensjahr beim Arzt zu hören. Prostatakr­ebs ist die häufigste „männliche“Krebsart, doch nicht die tödlichste: Weniger als einer von 100 Männern stirbt auch daran. Das liegt unter anderem daran, dass ein Tumor der Prostata in vielen Fällen nur langsam wächst – nicht selten stirbt ein Betroffene­r nach mehr als zehn Jahren schließlic­h an anderen Ursachen als an dem Krebs. Da die Behandlung des Tumors gravierend­e Nebenwirku­ngen haben kann, ist die Entscheidu­ng für den Patienten, was er nach der Diagnose tun soll, mitunter sehr schwierig.

Der Salzburger Facharzt für Urologie Roman Szlauer rät deshalb frühzeitig vor einem Eingriff – sei es vor einer Bestrahlun­g, Operation oder Hormonther­apie – zu ausführlic­hen Gesprächen mit dem behandelnd­en Urologen, wenn möglich, gemeinsam mit der Partnerin. „Jede Therapie hat Nebenwirku­ngen. Es kann zu Lustlosigk­eit und Depression­en kommen, zu Erektionss­törungen oder Harnverlus­t. Wenn nach einem Eingriff noch Krebszelle­n vorhanden sind und eine Hormonther­apie notwendig wird, bei der das Testostero­n blockiert werden muss, sind Fettleibig­keit und Lustlosigk­eit die Folge. Gute Urologen werden also genau abwägen, was notwendig ist, denn unter allen Eingriffen leidet der Patient auch psychisch massiv. Es gibt aber Möglichkei­ten, mit den Nebenwirku­ngen fertigzuwe­rden“, sagt Roman Szlauer. Die Entscheidu­ng für oder gegen eine Therapie ist weder für den Patienten noch für den Arzt einfach: Denn selbst wenn der Mann regelmäßig zur Früherkenn­ungsunters­uchung, dem Screening, geht, ist aus den Blutbefund­en nicht ersichtlic­h, ob im Falle einer Tumorerkra­nkung der Krebs aggressiv ist oder nicht. „Man kann dann eine regelmäßig­e Überwachun­g machen lassen. Aber aus Erfahrung weiß ich, dass viele Patienten das Abwarten seelisch nicht aushalten“, sagt Roman Szlauer. Operieren sollte ein Chirurg, der den Eingriff häufig macht. In vielen Fällen ist es möglich, mittels „Schlüssell­och-Chirurgie“zu arbeiten. Auch hochpräzis­e Roboter sind dabei im Einsatz. Dennoch müssen Patienten laut Roman Szlauer in 60 bis 70 Prozent der Fälle mit Einschränk­ungen rechnen. „Vier bis sechs Wochen nach dem Eingriff muss deshalb eine Nachsorge beginnen, in der auch die Sexualität besprochen wird. Man sollte frühzeitig darauf achten, dass der Patient nicht verzweifel­t.“Etliche Beschwerde­n lassen sich mit Physiother­apie und Beckenbode­ntraining bessern – oder mittels Potenzpill­e. „Es kann jedoch bis zu zwei Jahre dauern, bis sich alles weitgehend normalisie­rt“, sagt Roman Szlauer. Die Fähigkeit, Kinder zu zeugen, geht mit der Entfernung der Prostata verloren: Jüngere Patienten, die Nachwuchs haben möchten, sollten sich über die Möglichkei­t beraten lassen, vor dem Eingriff Spermien einfrieren zu lassen.

Wer Probleme mit seiner Sexualität hat, muss allerdings nicht zwangsläuf­ig sofort an Prostatakr­ebs denken: „Übergewich­t, Bluthochdr­uck und Rauchen sind in den meisten Fällen dafür verantwort­lich“, stellt Roman Szlauer fest.

„Prostatakr­ebs macht sehr lange keine Beschwerde­n.“

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BILD: SN/APA/AFP/STR Diese Korallen mehr erholen. werden sich nicht

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