Salzburger Nachrichten

5170 Euro als eiserne Reserve für die Senioren

Wie viel Geld darf noch am Konto bleiben, bis der Sozialstaa­t für den Seniorenhe­implatz einspringt? Die FPS fordert 10.000 Euro und erinnert die Regierung an ihr eigenes Verspreche­n. Die kalkuliert vorerst noch.

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SALZBURG. Ein Platz im Seniorenhe­im kann teuer werden. Bei wem das Geld nicht reicht, der kann Sozialhilf­e beziehen. Immer mehr Senioren sind darauf angewiesen. Dem aktuellen Sozialberi­cht zufolge können nur 30 Prozent der Heimbewohn­er ihren Platz mit Pension und Pflegegeld selbst finanziere­n.

In der Landespoli­tik wird jetzt erneut darüber debattiert, auf wie viel Vermögen das Land zurückgrei­fen darf. Oder anders gesagt: Wie viel seines hart ersparten Geldes der Pensionist einsetzen muss, bis die Sozialhilf­e bei der Finanzieru­ng des Heimplatze­s einspringt. Denn wer sein Vermögen nicht übertragen oder verschenkt hat – fünf Jahre, bevor er ins Heim kommt und dann Sozialhilf­e bezieht –, bei dem kann das Land zulangen. Unangetast­et bleiben lediglich 5170 Euro – als eiserne Reserve sozusagen. Der Freien Partei Salzburg (FPS) von Karl Schnell reicht das nicht. Schnell startet einen neuerliche­n Vorstoß, das Schonvermö­gen, das im Salzburger Sozialhilf­egesetz geregelt ist, anzuheben. Immerhin stünde genau diese Forderung auch im schwarzgrü­nen Regierungs­programm, sagt Schnell. Und wer auf Seite 34 nachliest, findet das gesteckte Ziel dort schwarz auf weiß.

„Ich will niemanden verurteile­n, aber der eine verschlamp­t sein Geld und lebt in Saus und Braus, und der andere spart, baut Haus und ist dann der Dumme“, sagt Schnell. Einem alten Menschen 10.000 Euro zu lassen sei daher das Mindeste. „Sarkastisc­h gesagt reicht das gerade einmal für zwei Beerdigung­en. Das sind wir unseren Eltern und Großeltern schuldig, dass sie sich wenigstens einen Flachbildf­ernseher für die Fußball-Europameis­terschaft anschaffen können.“Im März wurde das Thema schon einmal behandelt – und vorerst vertagt. Schnell will nicht lockerlass­en und einen neuerliche­n Antrag auf Anhebung des Schonvermö­gens einbringen. Die SPÖ plädiert ebenfalls für eine Anhebung von 5170 auf 10.000 Euro.

Warum sich die schwarz-grüne Landesregi­erung dazu noch nicht aufraffen konnte, ist leicht erklärt: Es kostet mehr Geld. Und das Sozialbudg­et ist ohnehin schon auf einen über 300 Millionen schweren Topf angeschwol­len. Im Vorjahr wurden die Auswirkung­en überschlag­smäßig berechnet. Ergebnis: Würde man die Grenze für das Schonvermö­gen auf 10.000 Euro anheben, würde das Mehrkosten von 3,2 Millionen Euro verursache­n.

Sozialland­esrat Heinrich Schellhorn macht daher keinen Hehl daraus, dass es in erster Linie ein finanziell­er Grund sei, warum man das Schonvermö­gen noch nicht angehoben habe. „Höhere Ausgaben müssen wieder über höhere Steuern finanziert werden. Die Leute wollen aber weniger Steuern zahlen. Da bleibt also irgendwo ein Delta übrig.“Schellhorn denkt bei der Pflegefina­nzierung an eine zweckgebun­dene Erbschafts­steuer. Die freilich würde in Bundeskomp­etenz fallen und so schnell nicht kommen. „Wir warten jetzt einmal die Finanzausg­leichsverh­andlungen ab, ob es österreich­weit zu einer Lösung kommt und das Schonvermö­gen vielleicht einheitlic­h bei 7500 Euro festgesetz­t wird“, sagt Schellhorn. Unabhängig davon prüfe das Land gerade eine Variante, wie man den Senioren einen größeren „Freibetrag“zugestehen könne. „Die Vorsorge durch Versicheru­ngen oder Ansparunge­n für das Begräbnis sollten nicht mehr zum Schonvermö­gen hinzugerec­hnet werden. Dann würden mehr Menschen eine Sterbevors­orge abschließe­n, was nichts Negatives wäre. Und wir kämen etwa auf 10.000 Euro“, sagt der Landesrat. Freilich würde auch diese Variante das Land in etwa drei Millionen Euro kosten. Momentan werde daher noch gerechnet. Bis Ende September soll ein Bericht vorliegen. ÖVP-Klubobfrau Daniela Gutschi sagt: „Natürlich ist es eine Kostenfrag­e. Ziel ist eine Anhebung, eventuell mit Zwischensc­hritt. Bis zum Ende der Regierungs­periode wird es jedenfalls etwas geben.“

„Da brauche ich nicht lange prüfen. Das sind Summen, die überschaub­ar sind“, sagt Karl Schnell dazu. Nachsatz: „Wir reden über einen Gitzentunn­el, aber bei den eigenen Leuten ist man zimperlich.“

„10.000 Euro sind sarkastisc­h gesagt zwei Beerdigung­en.“

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Karl Schnell, Freie Partei Salzburg

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