Lernen, spielen, integrieren
Nicht alle Eltern können ihre Kinder beim Lernen fördern. Sie sprechen oft selbst zu wenig Deutsch oder haben keinen ruhigen Platz zum Hausübungmachen. Lerncafés schaffen Abhilfe – gratis.
SALZBURG.Yusuf ist acht Jahre alt. Der Bub ist im Oktober aus der Türkei zu seinen Eltern nach Salzburg gekommen. Deutsch sprach er kaum, obwohl seine Mutter in Salzburg aufgewachsen ist. Deshalb hat er sich in der Schule schwergetan. Seine Lehrerin hat ihm das neue Lerncafé der Caritas in Taxham empfohlen. Das besucht Yusuf nun drei Mal in der Woche – mit Erfolg.
„Ihm gefällt’s dort mehr als in der Schule“, sagt Mama Iraz Uzunadam und lacht. Auch sie profitiert von dem kostenlosen Angebot für ihren Sohn: „Ich kann ihm selbst nicht alles erklären, was er gerade lernt. Und unsere Wohnung ist leider sehr klein.“Einen ruhigen Ort zum Lernen habe er nicht; dafür sorgten auch seine beiden Geschwistern durch lautes Spielen. Hausübungen machen, auf Tests vorbereiten, lernen, Ausflüge, Spaß haben und eine gesunde Jause – das wartet von Montag bis Mittwoch auf die Schüler. Begleitet werden sie an diesen Nachmittagen von Ehrenamtlichen, meist pensionierten Pädagogen oder engagierten Lehramtsstudenten.
Seit März bietet das neue Lerncafé in Taxham für Kinder im Alter von sechs bis 15 Jahren einen ruhigen Platz zum Lernen. Zwei weitere gibt es bereits – in der Salzburger Elisabeth-Vorstadt und in Zell am See. Allein für die neue „Lernhilfe“in Taxham schießt das Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres (BMEIA) 26.250 Euro zu, von der Stadt Salzburg kommen 5000 und vom Land 9500 Euro pro Jahr. Davon werden eine kleine Raummiete, die tägliche Jause und eine halbtags Angestellte bezahlt.
Vorwiegend Mädchen und Buben mit Migrationshintergrund sollen in die Lerncafés kommen. „Kinder, die zu Schulbeginn im September noch kaum Deutsch sprachen, sind im Februar kommunikativ und selbstbewusst beim Reden“, sagt Edda Böhm-Ingram, die das Projekt für die Caritas betreut. Sie beobachtet immer wieder Kinder, die we- gen der Sprachbarriere erst sehr zurückhaltend sind, sich in der Nachmittagsbetreuung öffnen und dabei die ersten Freundschaften schließen.
„In Lerncafés wird verankert, was in der Schule gelernt wurde“, sagte der Salzburger Caritas-Direktor Johannes Dines. So könne vermieden werden, dass Sprösslinge einkommensschwacher Familien selbst in die Armutsfalle tappten, weil sie keine guten Chancen auf Bildung hätten. Das erklärte Ziel der CaritasLerncafés ist jedenfalls der positive Pflichtschulabschluss.
Was es braucht, damit Kinder in das Lernprogramm aufgenommen werden? Gruppenfähigkeit, Lernwillen, regelmäßige Teilnahme – und einen freien Platz. Den gibt es in Taxham derzeit noch für acht Schüler.
„Kinder bleiben im Schnitt zwei Jahre bei uns zum Lernen.“