Fernpendler haben es nicht einfach
Wiener Forscherin untersucht die Lebensrealität mobiler Arbeiter.
Fernpendeln wird weltweit immer wichtiger. Der Grund: Erdöl, Erdgas und andere Bodenschätze werden zunehmend dort abgebaut, wo wenige bis gar keine Menschen leben. Wer aber sind jene mobilen Arbeiter, die die Rohstoffe fördern? Im Forschungsneuland „Fernpendeln“erschließt die österreichische Sozialanthropologin und Arktisforscherin Gertrude Saxinger diese Fragen. Sie legt dazu nun im Böhlau Verlag ein erstes Buch vor.
In „Unterwegs – Mobiles Leben in der Erdgas- und Erdölindustrie in Russlands Arktis“bündelt die Wissenschafterin vom Institut für Sozialund Kulturanthropologie der Universität Wien Resultate ihrer langjährigen Feldforschungen in der russischen Arktis. Das Thema „Fernpendeln“– also zyklisch etwa zwei bis vier Wochen am Arbeitsplatz zu leben und wieder zwei bis vier Wochen zu Hause zu sein – wird weltweit derzeit nur wenig erforscht. „Für die Zufriedenheit der Mitarbeiter ist es unerlässlich, dass die Firmen gute Rahmenbedingungen schaffen. Die arbeitenden Menschen müssen ihr Zu-Hause- und ihr Auf-Schicht-Sein bestmöglich verbinden können. Sie sollten auch an ihrem entlegenen Arbeitsplatz Bedingungen vorfinden, die ihnen ein gesundes Alltagsleben ermöglichen“, sagt die Forscherin.
In ihren Studien in Kanada und auch Australien zeigt sich laut Saxinger, „dass mobile Arbeit keineswegs ein Job ausschließlich für Männer ist“. Bis zu 30 Prozent der Pendler seien Frauen. Die überwiegende Mehrheit all dieser Arbeiterinnen führe ein gutes Privatleben. Saxingers Arbeiten wurden vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF sowie von der Universität Wien, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Österreichischen Forschungsgemeinschaft (ÖFG) gefördert.