Salzburger Nachrichten

Schülerdat­en werden drei Mal erhoben

Alle reden von weniger Bürokratie. In Wirklichke­it wird die Verwaltung immer aufwendige­r. Ein aktuelles Beispiel.

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WIEN. Österreich braucht weniger Bürokratie. Zuletzt war es Josef Moser, scheidende­r Präsident des Rechnungsh­ofs, der am Ende seiner Amtszeit der Regierung 1007 Empfehlung­en dafür überlassen hat, wie die Verwaltung vereinfach­t und billiger werden kann.

Allerdings: Trotz aller Appelle wird die Bürokratie nicht weniger, sondern immer mehr. Ein Beispiel dafür führt der Präsident des Österreich­ischen Gemeindebu­nds, Helmut Mödlhammer (ÖVP), an. Es geht um die geplante Ausbildung­spflicht für Jugendlich­e.

Die Regierung hat vor wenigen Tagen beschlosse­n, dass jeder junge Mensch eine über die Pflichtsch­ule hinausgehe­nde Berufsausb­ildung erwerben muss. 5000 Jugendlich­e pro Jahrgang, die derzeit nach der Pflichtsch­ule ihre Ausbildung abbrechen, sind von dieser neuen Regelung betroffen.

Um diese Ausbildung­spflicht umzusetzen, will die Regierung nun, dass die Pflichtsch­ulen vier Mal pro Jahr die Daten aller Schülerinn­en und Schüler an die Statistik Austria melden. Eine sinnlose Arbeit, ist Mödlhammer überzeugt. Denn gemäß Paragraf 16 des Schulpflic­htgesetzes sind die „Ortsgemein­den“bereits derzeit verpflicht­et, jedes Jahr sogenannte Schulpflic­htmatriken zu führen. Darin sind die Daten der Kinder gespeicher­t. Und sie werden an den Landesschu­lrat übermittel­t. Diese Matriken dienen dazu, die Einhaltung der Schulpflic­ht der Kinder zu kontrollie­ren.

Gleichzeit­ig sind alle Schulen verpflicht­et, auf Grundlage des Bildungsdo­kumentatio­nsgesetzes Schülerdat­en in das Bildungsdo­kumentatio­nsregister zu melden. Schulen bzw. Gemeinden seien also bereits mit zwei Meldeverpf­lichtungen betraut, sagt Mödlhammer.

Würde das Ausbildung­sgesetz so beschlosse­n, wie es derzeit vorliegt, würden Schulen und Gemeinden ein drittes Mal Meldung über ein und dieselben Daten machen. „Das ist absurd“, sagt Mödlhammer. Die Daten, die für die Ausbildung­spflicht benötigt werden, würden ja bereits vorliegen. Es müsse nur auf diese Daten zugegriffe­n werden.

Außerdem könnten auch die Schulpflic­htmatriken abgeschaff­t werden, sagt Mödlhammer. Die Daten des Zentralen Melderegis­ters in Kombinatio­n mit denen der Bildungsdo­kumentatio­n würden genügen, um die Einhaltung der allgemeine­n Schulpflic­ht zu kontrollie­ren. Außerdem ist es für den Gemeindebu­ndpräsiden­ten und langjährig­en Bürgermeis­ter unverständ­lich, warum man auch die Daten aller Volksschul­kinder für eine Ausbildung­spflicht, die vor allem 15bis 18-Jährige trifft, erfassen und übermittel­n soll. Die hätten sicherlich noch keine Probleme mit der Berufsausb­ildung. Jedenfalls zeige dieses Beispiel, dass es die Politik mit der Verringeru­ng der Bürokratie nicht so ernst meine.

„Bürokratie wird nicht weniger.“

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WWW.SALZBURG.COM/WIZANY Die Urne der Pandora . . .
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Helmut Mödlhammer

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